Mindestens ein wichtiges Puzzleteil fehlt dem FCL
Um den FC Luzern und seine Protagonisten nicht unfair zu behandeln, ist es angezeigt, den Blick vom aktuellen Geschehen abzuwenden und das Leistungsvermögen in einen grösseren Zeitraum einzubetten. Im letzten Frühjahr, als der 23. Spieltag absolviert war, hatte der FCL 18 Punkte auf dem Konto und belegte Platz 9. Dank dem 2:1-Auswärtssieg gegen den Tabellenletzten Lausanne.
Wir wissen, dass der sportliche Überlebenskampf aus Sicht der Luzerner letztlich glimpflich und erfreulich ausgegangen ist. Über die Barrage rettete Trainer Mario Frick den FCL in zwei Spielen gegen den FC Schaffhausen – Lausanne verabschiedete sich in die Zweitklassigkeit. Im Vergleich zum gleichen Zeitpunkt von vor einem Jahr hat der FCL 30 Punkte gesammelt und hat das europäische Geschäft vor Augen. Vor diesem Hintergrund findet die Kritik, warum der ambitionierte FCL im Kampf um den zur Champions League berechtigenden Platz 2 einen schweren Stand hat, auf hohem Niveau statt.
Erst recht deshalb, weil ein abermaliger und unerbittlich geführter Machtkampf auf höchster Ebene im FC Luzern ausgebrochen ist. Wahrscheinlich benötigt es einiges an Energie, um einen solch enervierenden Schauplatz neben dem Spielfeld auszublenden. Mal gelingt das einer funktionierenden Mannschaft besser, mal weniger.
Mangelnde Cleverness kostet Punkte
FCL-Trainer Mario Frick hat seine Mannschaft so weit entwickelt, dass sie die Selbstverständlichkeit besitzt, jeden Gegner der Liga besiegen zu können. Das verdient Anerkennung und Respekt. Und wird vom fussballbegeisterten Publikum in der Innerschweiz honoriert. So hoch wie jetzt waren die Zuschauerzahlen schon lange nicht mehr.
Die FCL-Fans verzeihen der leidenschaftlich spielenden Mannschaft den ein oder anderen Patzer. Im ersten Spiel dieses Jahres liessen sie in den letzten Minuten gegen den FC Zürich zwei Punkte liegen, weil aus einer 2:0-Führung ein 2:2 wurde. In St. Gallen reichte es trotz einem Mann mehr und einer 2:1-Führung letztlich nur zu einem Unentschieden. Der Tabellenführer und designierte Meister YB nahm einen Punkt aus Luzern mit, obwohl er dominiert wurde. Und zuletzt gegen Basel setzte es die erste Niederlage im siebten Meisterschaftsspiel dieses Jahres (total 10 Punkte geholt) ab. Nicht zuletzt deshalb, weil Sofyan Chader die Luzerner mit einer unnötigen Aktion und der zweiten Gelben Karte innerhalb von fünf Minuten personell schwächte.
Von den neun Konkurrenten in der Super League hat der FCL in dieser Saison Basel, GC, Lugano, Sion und Winterthur mindestens einmal geschlagen. Ein Sieg gegen YB (noch einmal auswärts), St.Gallen (zu Hause) und in je einem Heim- und Auswärtsspiel gegen Servette und den FC Zürich steht noch aus. Am nächsten Sonntag werden die Luzerner in Genf erwartet.
Aber was sagt uns die jüngste Geschichte des FCL? Warum ist es so passiert, wie es passiert ist? Dem FCL fehlt in entscheidenden Momenten die Cleverness und Abgebrühtheit im Umgang mit gewissen Spielsituationen. Obwohl die Spieler auf dem Platz vieles richtig machen, gelingt es ihnen nicht immer, sich letzten Endes für den Aufwand zu belohnen. Vielleicht, dass diese Unpässlichkeit dem in der Mehrheit jungen und unerfahrenen FCL-Kader geschuldet ist.
Alle Problemzonen sind kaum zu beheben
FCL-Trainer Mario Frick hat im Nachgang zur siebten Meisterschaftspleite gegen Basel gegenüber PilatusToday gesagt, dass für ihn die unterschiedliche Qualität der Stürmer ein ausschlaggebender Faktor gewesen sei. Unzureichende Effizienz begleitet den FCL schon durch die ganze Saison und konnte im Winter-Transferfenster nicht korrigiert werden.
Qualitative Mängel gehören ein Stück weit wohl zum Schicksal eines im Niemandsland des europäischen Klubfussballs beheimateten Vereins wie dem FC Luzern. Ob es ihm nun an Cleverness, Effizienz im Abschluss oder einem anderen Gesichtspunkt mangelt – alle Problemzonen sind selbst mit dem smartesten Coaching nicht aus der Welt zu schaffen.
Darum kann der FCL froh sein, wenn ihm Sportchef Remo Meyer mit einem überschaubaren Budget einen Kader organisiert, der vor dem Kampf gegen den Abstieg gefeit ist. Wenn dann ein Cupsieg oder das internationale Geschäft herausschauen sollte, hat der Trainer das schiere Optimum herausgeholt. Die Kehrseite einer sportlich sorgenfreien Saison bringt es mit sich, dass die besten Einzelspieler das Interesse der höher dotierten Konkurrenz wecken. So läuft der FCL Gefahr, im Sommer mit Max Meyer das offensive und mit Ardon Jashari das defensive Gewissen zu verlieren. Eine Herkules-Aufgabe, sie adäquat und bezahlbar zu ersetzen.
Darum fängt der FCL-Trainer praktisch jede Saison wieder bei Null an. Irgendwo wird es schier zwangsläufig immer hapern.