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Über 10'000 Minderjährige angeschrieben – Luzerner wegen Nacktbildern vor Gericht

Kinderpornos

Über 10'000 Minderjährige angeschrieben – Luzerner wegen Nacktbildern vor Gericht

7. Juni 2023, 05:42 Uhr
Ein 45-Jähriger chattete mit minderjährigen Mädchen und verleitete sie zu sexuellen Handlungen. (Symbolbild)
© Getty
Nacktbilder und Nötigung: Ein 45-jähriger Luzerner soll während acht Jahren über 10'000 minderjährige Mädchen kontaktiert haben. Mit mehr als 100 davon kam es zum Austausch von Nacktbildern, teilweise auch gegen Geld. Dafür steht der Mann nun vor dem Luzerner Kriminalgericht.

Der Mann hat sich zwischen 2012 und 2020 auf verschiedenen Social-Media-Plattformen registriert. Mit einem klaren Ziel vor Augen: Er wollte seine sexuellen Bedürfnisse befriedigen. Dazu schrieb er über 10'000 junge Mädchen an, die zum Tatzeitpunkt zwischen 10 und 17 Jahre alt waren. Der Beschuldigte gab sich selbst als 18- oder 19-jährigen Mann aus.

Kinderpornografie und Nötigung

Über hundert der 10'000 kontaktierten Mädchen sandten dem Beschuldigten Nacktbilder von sich. Dem Mann sei offensichtlich bewusst gewesen, dass die Mädchen dabei minderjährig waren, wie der Anklageschrift der Luzerner Staatsanwaltschaft zu entnehmen ist. Diese liegt PilatusToday und Tele 1 vor.

Seine Masche soll immer ähnlich gewesen sein: Zuerst umgarnte er die Mädchen mit Komplimenten und Versprechungen. Die jungen Mädchen verliebten sich teilweise in den jungen Mann, als den sich der 45-Jährige ausgab. So soll er erreicht haben, dass die Mädchen ihm Nacktaufnahmen von sich schickten. Teilweise sandte er auch eigene Nacktbilder zurück – aber immer darauf bedacht, seine richtige Identität zu verbergen.

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Falls die Mädchen irgendwann nicht mehr wollten, habe der Angeklagte versucht, sie dazu zu zwingen. Er schrieb ihnen, dass er die Bilder veröffentlichen würde, wenn sie ihm nicht mehr Bilder schicken. Besonders perfide ging er in einem Fall gegen eine 13-Jährige vor: Diese schrieb dem Mann, dass sie keinen Kontakt mehr mit ihm haben werde, da sie einen Freund gefunden habe. Daraufhin liess der Mann verlauten, dass sie sein Leben zerstört habe – und er jetzt ihr Leben zerstören müsse. So habe er sie dazu bewegen können, mehr Nacktbilder von sich zu schicken.

Sexuelle Handlungen mit Kindern

Einigen Mädchen bot der Mann zudem Geld an, sollten sie ihm entsprechende Nacktbilder und Videos schicken. Ein Mädchen etwa verliebte sich so in den Mann und liess sich zu mehreren Videotelefonaten verleiten. Zwölf Mal habe sie mit dem Mann telefoniert und sich nackt gezeigt – wobei die Kamera des Mannes stets ausgeschaltet war.

Er überredete das Mädchen dazu, live vor der Kamera sexuelle Handlungen an sich selbst vorzunehmen. Laut der Anklageschrift blieb es nicht bei dem einen Mädchen. Der Mann steht für weitere deckungsgleiche Delikte vor Gericht.

Gefängnisstrafe auf Bewährung gefordert

Dass dem Mann die Taten nachgewiesen werden konnten, ist sein eigener Verdienst. Denn er hat sich selbst angezeigt und ist komplett geständig. Das hält ihm die Staatsanwaltschaft auch zugute. Hätte er das nämlich nicht gemacht, wären die Taten nicht ans Licht gekommen. Zudem wusste der mutmassliche Täter um seine Neigung und liess sich schon freiwillig dazu therapieren.

Die Staatsanwaltschaft fordert für den 45-jährigen Mann eine Haftstrafe von 18 Monaten auf Bewährung mit einer Probezeit von 3 Jahren. Das heisst, dass er nur dann ins Gefängnis muss, wenn er sich in den nächsten drei Jahren etwas Weiteres zuschulden lassen kommt. Für den Luzerner gilt die Unschuldsvermutung.

Eine Verbindung zu den Verhaftungen der vergangenen Woche im Zusammenhang mit Kinderpornografie hat der aktuelle Fall nicht.

(pal)

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 7. Juni 2023 05:42
aktualisiert: 7. Juni 2023 05:42