Bauruinen in Roggwil – Familien erleben Fiasko
In Roggwil sorgt eine Bauruine für Gesprächsstoff. Was im ländlichen Dorf im Oberaargau ein spannendes Thema am Stammtisch ist, wird für die Leute, die sich eine entsprechende Wohnung gekauft haben, zum finanziellen Fiasko.
Wie SRF investigativ und SRF Kassensturz berichten, treibt die Geschichte in Roggwil eine Familie an den Rand des Ruins. Und offenbar gibt es mehrere ähnliche Fälle. SRF hat mit rund 20 Bauherren im Mittelland sowie der Zentral- und Westschweiz gesprochen und sechs Bauprojekte gefunden, in welchen Häuser versprochen, aber nicht gebaut worden sein sollen. Betroffen seien Projekte in Villars-Burquin, La-Chaux-de-Fonds, Biel, Lengnau, Roggwil und Schüpfheim.
Im Zentrum der Recherche steht eine dubiose Firma aus dem Tessin. Ausserdem tauchen die Namen zweier Geschäftsleute immer wieder auf: Bei allen sechs Projekten ist der Architekt Michael Badertscher involviert, bei deren drei taucht der Name von Jürg Zesiger als Planer oder Makler auf. Beide weisen auf Anfrage von SRF die Vorwürfe zurück.
Familie wegen Bauruine in Roggwil vor dem Ruin
Diverse Bauherren bangen um ihr Geld. In Roggwil betrifft dies unter anderem eine Familie, die sich 2022 für 700'000 Franken eines der bis heute nicht gebauten Häuser gekauft habe, berichtet SRF. Versprochen wurde beim Kauf, dass das Gebäude noch im selben Jahr bezugsbereit sein soll, dank vorgefertigten Betonelementen. Bis heute wartet die Familie auf den Bau.
Sie bezahlt die Hypothek für das neue Haus, muss aber gleichzeitig die Miete für ihr bisheriges Zuhause ebenso begleichen. Die finanzielle Situation sei schwierig. Elf Einfamilienhäuser waren in Roggwil geplant, bei einigen ist noch nicht einmal die Baugrube ausgehoben. Seit Juni ist die zuständige Firma «House4me» von Jürg Zesiger Konkurs.
Viel Geld floss offenbar in die Fima Cork International Trading in Bellinzona. Diese verlangte für den Bau in Roggwil tausende von Franken für Wände, Betondecken und Treppen. Ein Experte analysierte für SRF die entsprechenden Rechnungen und schätzte einige Betonelemente als viel zu teuer ein. Ausserdem sei bezahltes Material teilweise nie geliefert worden. Fenster und Türen, die bezahlt wurden, seien auf der Baustelle in Roggwil nie angekommen. Die Firma hat Fragen von SRF nicht beantwortet.
Verfahren im Entlebuch eingestellt
In Zusammenhang mit dem Bauprojekt im luzernischen Schüpfheim lief bis vor kurzem ein Strafverfahren gegen Michel Badertscher und weitere Personen einer Firma namens Cogespro. Anzeige erstattet hatte ein ehemaliger Bauherr.
Der Vorwurf: Das Geld, das sie an Cogespro überwiesen haben, hätten sie nicht wiedergesehen. Dies, obwohl man sich aus dem Vertrag zurückgezogen und das Haus im Entlebuch selbständig fertig gebaut habe. Auf gesamthaft rund 1,4 Millionen Franken beziffert der Bauherr den Schaden. Eingestellt wurde das Verfahren mit der Begründung, dass nicht bewiesen werden könne, dass das Geld für etwas anderes als die Baustelle verwendet worden sei. Die Bauherren wollen eine weitere Beschwerde einreichen.
Strafverfahren wegen Bauprojekten in Biel, Lengnau und Roggwil
Andernorts ermitteln die Straverfolgungsbehörden laut SRF weiter. Gegen Michael Badertscher und die ehemalige Cogespro-Chefin läuft eine Untersuchung im Zusammenhang mit einem Bauprojekt in Biel. In Lengnau im Berner Seeland haben mehrere Bauherren Anzeige eingereicht.
Und wegen des Falls Roggwil führt die Berner Staatsanwaltschaft ein Verfahren gegen Badertscher und Zesiger wegen Verdachts auf Betrug. Gegenüber SRF weisen beide die Vorwürfe zurück. Es gilt die bis zum Beweis des Gegenteils die Unschuldsvermutung.