Zentralschweiz

«Liebe Schwyzer, ihr seid wirklich die Narren der Nation!»

Corona-Fasnacht

«Liebe Schwyzer, ihr seid wirklich die Narren der Nation!»

Yanik Probst, 16. Februar 2021, 10:58 Uhr

Quelle: CH Media Video Unit / TeleZüri

Die Regeln sind klar: Veranstaltungen sind verboten und im öffentlichen Raum dürfen sich maximal 5 Personen treffen. Trotzdem feierten am Güdismontag über 1'000 Leute in Einsiedeln Fasnacht. Glorreiche Corona-Rebellen, die uns aus dem Lockdown führen? Mitnichten. Ein Kommentar.

In der ganzen Schweiz bleiben die Fasnächtler zu Hause. Sie halten sich an die Corona-Massnahmen des Bundes, damit der Lockdown hoffentlich möglichst schnell wieder aufgehoben wird. In der ganzen Schweiz? Nicht ganz. In einem kleinen Dorf im Kanton Schwyz gehen trotzdem über 1'000 Menschen auf die Strasse und zelebrieren einen Umzug. Damit helfen die vermeintlichen Helden der Lockdown-Gegner aber genau niemandem. Im Gegenteil, es ist egoistisch und kontraproduktiv.

Kann man die 1'000 Fasnächtler von Einsiedeln verstehen? Absolut. Meine Gefühlslage ist wohl ähnlich. Auch ich habe keine Lust mehr, zu Hause zu sitzen. Möchte raus, mit Freunden feiern, ein paar über den Durst trinken oder mich einfach normal und ohne Maske bewegen. Also ja, ich verstehe euch, liebe Einsiedlerinnen und Einsiedler. Aber nein, es ist nicht die richtige Lösung. Letztlich werden die Massnahmen aufgrund von Fallzahlen und dem Vertrauen in die Bevölkerung festgelegt. Und denkt doch mal dran, welche Massnahmen beispielsweise in Deutschland gelten. Da kommen wir eigentlich noch gut weg.

Was die Schwyzer aber wirklich gestern zu den «Narren» der Nation machte, war ihr Sicherheitsdirektor Herbert Huwiler. Entweder ist er rhetorisch einfach unglaublich schlecht. Das bezweifle ich aber. Oder er ist der Situation nicht gewachsen. Denn ein Regierungsrat, welcher von einer Reporterin die Videos aus Einsiedeln gezeigt bekommt und dann vor sich hin lacht, der hat wohl seine Aufgabe in dieser Pandemie nicht ganz verstanden. Diese Annahme untermauerte Regierungsrat Huwiler dann noch, als er die Aktion mit den Worten «Es ist nicht verboten rauszugehen» wertet. Wenn nicht einmal die Verantwortlichen eine klare Ansage machen, wieso soll sich dann die Bevölkerung an Massnahmen halten?

Was bleibt nun vom Einsiedler Fasnachtsumzug? Einerseits sicher die gut 10'000 Franken Bussengelder für die Schwyzer Staatskasse, auf der anderen Seite aber ein grosses Kopfschütteln. Es bleibt zu hoffen, dass im Kanton Schwyz die Fallzahlen nun nicht in die Höhe schnellen und wir trotzdem langsam aus dem Lockdown wieder rauskommen. Es wäre aber sehr schön, wenn auch der Kanton Schwyz seinen Teil dazu beitragen würde. Liebe Schwyzerinnen und Schwyzer, gerne möchte ich das nächste Mal schreiben, dass ihr Vorbilder seid. Wenn die Regierung keine klare Ansage machen will, dann könnt ihr eure Mitbürgerinnen und Mitbürger ja vielleicht selber überzeugen, dass es nicht sonderlich schlau ist, sich so aufzuführen.

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 16. Februar 2021 10:44
aktualisiert: 16. Februar 2021 10:58