Die Zentralschweiz brennt: Ist ein Feuerteufel unterwegs?
Der jüngste Fall mit Todesfolge ereignete sich am Montag: Kurz nach Mitternacht zerstörte ein Brand in Pfaffnau ein Wohnhaus komplett. Ein paar Stunden später vermeldet die Luzerner Staatsanwaltschaft zwei Tote. Man geht davon aus, dass es sich bei den Opfern um Personen im Alter von 68 und 74 Jahren handelt.
Tags darauf brannten in Wolfenschiessen ein Industriegebäude und das angrenzende Wohnhaus ebenfalls komplett nieder. «Unsere Spezialisten und die des Forensischen Instituts Zürich sind vor Ort und ermitteln», sagt Marco Niederberger, Chef der Nidwaldner Verkehrs- und Sicherheitspolizei. «Diese Arbeiten werden noch mehrere Tage in Anspruch nehmen.»
Eine komplette Übersicht der grossen Brände in den letzten zwei Monaten findest du in der interaktiven Tabelle (inkl. Verlinkungen zu Videos und den jeweiligen Informationen):
Brandstiftung als Brandursache?
Dass sich derart viele Brände in kurzer Zeit ereignet haben, führt automatisch zu Unsicherheit in der Bevölkerung und Angst vor einem möglichen Feuerteufel. So sind auf PilatusToday unter anderem Kommentare wie «in letzter Zeit brennt es extrem häufig. Wird Brandstiftung überhaupt abgeklärt, wir hören so nichts» zu lesen.
Darauf angesprochen, sagt Yanik Probst von der Luzerner Polizei: «Die Ermittlungen laufen noch, deshalb können keine Angaben über mögliche Brandstiftung gemacht werden.» Und je nach Grösse der Brände würden diese Abklärungen auch länger dauern.
Zusätzlich zu den Grossbränden aus der Tabelle kommen im Kanton Luzern noch mehrere kleine Feuer hinzu. Dort sind die Ursachen grösstenteils bekannt: technische Defekte, Fahrlässigkeit etc.. Brandstiftung kann in diesen Fällen also bereits ausgeschlossen werden.
Zustände der Objekte und Zeitpunkt der Alarmierung sind entscheidend
Marco Blättler vom Feuerwehrinspektorat Kanton Luzern betont, dass Brände, welche nach Mitternacht ausbrechen, ein grösseres Risiko für Menschen darstellen: «Wenn sich keine Leute mehr im öffentlichen Raum befinden, wird der Brand auch später entdeckt und später gemeldet.»
Deshalb seien die Brände jeweils auch bereits weit fortgeschritten gewesen, als die Feuerwehr eintraf. Blättler rät der Bevölkerung deshalb zum Einbau von Rauchmeldern: «Die Feuerwehr ist dank der kommunalen Organisation sehr schnell in der Intervention.» Es brauche dafür aber eine zeitnahe Alarmierung.
Auch ein Blick auf die Brandobjekte stellt die These nach einem möglichen Feuerteufel gemäss aktuellen Erkenntnissen eher infrage. So brannten in den meisten Fällen Holzhäuser und Industriegebäude, welche leicht entzündbare Materialien lagerten (in Wolfenschiessen: Holz; in Weggis: landwirtschaftliche Fahrzeuge). Ganz ausgeschlossen kann Brandstiftung allerdings erst dann werden, wenn die Untersuchungen abgeschlossen sind.
Urheber von Kommentaren wie «Scho weder e Brand, das esch doch nöm normal?» oder «Unglaublich wie viele Brände!» dürften also erstmals beruhigt sein. Anzeichen, dass wie im letzten Mai in Horw ein Brandstifter unterwegs sein könnte, gibt es bis jetzt keine.