Zentralschweiz
Luzern

Drogenszene am Kasernenplatz: Bringt ein Kafiwagen eine Entspannung der Situation?

Stadt Luzern

Drogenszene am Kasernenplatz: Bringt ein Kafiwagen eine Entspannung der Situation?

25. September 2024, 18:06 Uhr
Blick von der Fussgängerpasserelle auf das Plätzli über der Reuss beim Kasernenplatz.
© (Luzerner Zeitung / hor)
Ein Gastroangebot würde laut der Stadt Luzern das «Plätzli» bei der Reuss wieder für alle Passanten attraktiv machen. Die Gassenarbeit ist skeptisch.

Autos, Busse und Lastwagen bis zum Abwinken. Der Kasernenplatz ist einer der unwirtlichsten Orte in der Luzerner Innenstadt. Ein kleiner Lichtblick ist das terrassenartige «Plätzli» über der Reuss neben der Passerelle, die zum Parkhaus Altstadt führt. Hier – und auch auf der Treppe, die zum Fluss hinunterführt – halten sich seit gut zwei Jahren häufig Drogensüchtige auf, wie die «Luzerner Zeitung» berichtet. Es wird gedealt und konsumiert, Crack vor allem.

Ort soll belebt werden

Die Stadt Luzern beobachtet die Entwicklung mit Besorgnis. «Das sind Offizialdelikte, die wir so nicht an diesem Ort haben wollen», wird Sicherheitsmanager Christian Wandeler in der neuen «Gasseziitig» zitiert. Um die Situation auf dem mit Pflanzentrögen und Sitzbänken ausgestatteten und von zwei Bäumen beschatteten Plätzli zu entspannen, steht laut «Gasseziitig» die «Idee einer Buvette» im Raum.

Wandeler spricht auf Nachfrage lieber von einer «Belebung des Ortes». Denn aus Platzgründen würde es sich nicht um einen Gastrobetrieb handeln wie beispielsweise im Nordpol, sondern eher um einen Wagen. Vergleichbar mit einem Kafi-Mobil oder Kafi-Velo, wie man es etwa zeitweise vom Kapell- oder vom Theaterplatz kennt. «Wir standen diesbezüglich im Austausch mit dem Sentitreff. Doch dieser könnte ein solches Vorhaben erst auf den nächsten Sommer umsetzen», sagt Wandeler. Das heisst: Die Stadt wird die Idee 2025 wieder aufgreifen.

Doch will an diesem lärmigen Ort überhaupt jemand eine Pause machen und etwas trinken? Wandeler ist davon überzeugt und sagt: «Das Plätzli hat dank der Nähe zur Reuss durchaus eine gute Aufenthaltsqualität.» Zudem würde es dank der Belebung wieder von anderen Leuten genutzt, seien es Reuss-Schwimmende oder Touristen, und die Durchmischung wäre besser. Er betont, dass es nicht darum gehe, die Drogensüchtigen zu vertreiben. Diese dürften sich weiterhin dort aufhalten.

Mehr Meldungen aus dem Gebiet Basel-/Lädelistrasse

Durch die Veränderung der Drogenszene mit dem Crack-Konsum sind die Süchtigen generell wieder sichtbarer in der Innenstadt. Gemäss Wandeler haben insbesondere in den vergangenen Wochen Meldungen aus dem Gebiet Basel-/Lädelistrasse zugenommen. Man reagiere mit mehr Präsenz der Polizei sowie den Teams von Sicherheit, Intervention, Prävention (SIP). Er hofft, dass hier das am Montag in Betrieb genommene neue Depot des Strasseninspektorats Lädelistrasse für eine gewisse Beruhigung sorgt.

Scan den QR-Code

Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.

Um die Situation in der Drogenszene auf der Strasse kurzfristig zu entspannen, hat die Stadt in enger Absprache mit dem Kanton und dem Verein Kirchliche Gassenarbeit bereits die Öffnungszeiten der Gassechuchi verlängert: Juli und August bis 18 statt 17 Uhr und seit September bis 19 Uhr. Bislang hält sich die Wirkung in Grenzen, wie Wandeler sagt, was aber wohl an der Jahreszeit liege. Im Herbst/Winter dürfte es anders aussehen.

Weiter erarbeiten Stadt und Kanton derzeit eine Crack-Strategie. Dabei blickt Luzern auch nach Zürich, wo man mit einem Containerdorf plus Betreuungsangeboten auf die sich verschlimmernde Situation reagiert. In der «Gasseziitig» sagt Wandeler: «Die Frage ist, wo in Luzern eine solche halboffene Drogenszene toleriert und kontrolliert werden könnte. Wir sind der Meinung: Der Kasernenplatz ist nicht der richtige Ort dafür.»

«Man kann nicht gleichzeitig Kaffee und Crackpfeifen verkaufen»

Das sieht Olivia Allemann, Leiterin Aufsuchende Sozialarbeit beim Verein Gassenarbeit Luzern, anders: Das «Plätzli» an der Reuss sei gar nicht so schlecht, wird sie in der «Gasseziitig» zitiert. Es liege nicht unmittelbar in einem Wohnquartier, es habe keine Schule nebenan. Und die Idee mit der Belebung? Sie sagt: «Wenn die Buvette kommt, sind die Drogenabhängigen weg. Man kann nicht gleichzeitig Kaffee und Crackpfeifen verkaufen.» Ihr sei bewusst, dass man diese Szene dort nicht einfach offiziell machen kann. Die aktuelle Situation rufe nach Betreuung und Begrenzung. «Etwas bewirken können da die längeren Öffnungszeiten der Gassechuchi», ergänzt Allemann auf Anfrage und erinnert daran, dass die Süchtigen in der wärmeren Jahreszeit nun mal auch sichtbarer seien, weil sie sich – genauso wie alle anderen Menschen – häufiger draussen aufhalten.

(Luzerner Zeitung / hor)

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 25. September 2024 18:06
aktualisiert: 25. September 2024 18:06