Duzen oder Siezen? Diese Frage spaltet das Luzerner Kantonsparlament
Die Horwer SP-Kantonsparlamentarierin Sofia Galbraith kritisierte am zweiten Tag der Oktobersession die Anrede mit Vornamen im Luzerner Kantonsrat, berichtet die «Luzerner Zeitung». Der SVP-Politiker Fritz Gerber aus Wiggen hatte sich dabei an die Geschäftsordnung des Kantonsrats gehalten und sein Votum mit «Herr Präsident, meine Damen und Herren» eingeleitet.
Während einer hitzigen Debatte über Debitkarten für Asylsuchende sprach Gerber sie als «geschätzte Sofia» an, was im Kantonsparlament üblich geworden ist. Galbraith, die auf die Sie-Form besteht, erklärte, sie bevorzuge das Du nur ausserhalb des Ratssaals.
Gerber nimmts gelassen
Ihre Reaktion sorgte für Unmut und Gegenstimmen, auch aus ihrer eigenen Fraktion. Nach einem klärenden Gespräch mit Gerber bleiben sie nun per Du. «Ich habe ihn jedoch gebeten, mich im Rat weiterhin mit Nachnamen anzusprechen», so Galbraith.
Fritz Gerber nimmt die Bitte, Sofia Galbraith im Ratssaal nicht mehr mit „Du“ anzusprechen, gelassen. Er findet es passend, zunächst die formelle Anrede zu nutzen, da diese den Debatten «eine gewisse Würde» verleiht. Wiederum unpassend finde er die Anrede der Grünen Kantonsparlamentarierin Irina Studhalter.
«Meine Damen bis Herren»
Sie verzichtet jüngst auf die formelle Anrede und spricht die Mitglieder mit «meine Damen bis Herren» an, was bereits mehrere Beschwerden beim Ratspräsident ausgelöst hat.
Studhalter kann die Kritik nicht nachvollziehen und sagt, andere Parlamentsmitglieder würden Versionen wie «geschätzte Damen und Herren» oder «liebe Kolleginnen und Kollegen» verwenden, was auch nicht der Geschäftsordnung entspreche, schreibt die «Luzerner Zeitung».
Geschäftsleitung entscheidet über Anrede-Thematik
Der langjährige SVP-Kantonsparlamentarier Guido Müller kritisiert die wachsende Missachtung der offiziellen Anredeform im Rat und fordert deren konsequente Einhaltung. Er lehnt Anpassungen ab und kritisiert die Adaption von Irina Studhalter: «Sie demonstriert so ihre persönliche Einstellung. Das sollte unterbunden werden.»
Laut Staatsschreiber Vincenz Blaser wird das Duzis-Thema sowie das Damen-bis-Herren-Thema in der nächsten Sitzung der Geschäftsleitung des Kantonsparlaments diskutiert, mögliche Änderungen in der Geschäftsordnung stehen im Raum.
(red.)