Verband will ihn weghaben – Sascha Ruefer spaltet an der EM wieder die Gemüter
Die Schweiz besiegt zum EM-Auftakt Ungarn in überzeugender Manier. Eine absolut dominante erste Halbzeit, sowohl physisch als auch mental zu hundert Prozent auf Höhe der Aufgabe, sogar die viel gescholtene Offensivabteilung liefert ab.
Und in der zweiten Halbzeit, als der Schweiz kurzzeitig das Zepter aus der Hand gerissen zu werden droht, dreht Trainer Murat Yakin (erneut) an den richtigen Stellschrauben. Und die Routiniers um Xhaka, Sommer und Co. auf dem Platz reagieren ebenso mit einer beeindruckenden Souveränität, welche das kurzzeitige Aufbegehren der Ungarn zu einem im Endeffekt lauen Lüftchen verkommen lässt.
Es scheint die Sonne im Fussballland Schweiz nach dem Auftakt, es gibt neben der fussballerischen 1A-Leistung auch keine kontroversen Nebengeräusche wie Doppeladler-Jubel oder Coiffeur-Besuche zu diskutieren.
Mitte-Chef Pfister: «Gebrüll-Performance»
Worüber also sollen die Medien anno 2024 schreiben und die Fans debattieren? Die Antwort liegt nahe: Über jenen Mann, der seit 2008 immer mit dabei ist, wenn die Nati spielt. Jenen Mann, der stets von einer Prise Polarisierung begleitet wird. Sei es, und es gibt hier eine Menge Perspektiven, wegen seiner Überschwänglichkeit, seiner Emotionalität, seiner klaren Meinung oder seiner nervtötenden Art.
Letztere Perspektive teilt Mitte-Chef Gerhard Pfister, der sich nach dem Ende der Bürgenstock-Konferenz wieder auf die wesentlichen Dinge, die die Welt, oder zumindest die Schweiz, bewegen, konzentriert. In einem X-Post erklärt der Zuger Politiker, dass Ruefers «Gebrüll-Performance» zum EM-Auftakt gegen Ungarn zur «Fahnenflucht zu ARD/ZDF motiviert».
Wollt Ihr den nicht langsam auswechseln, oder ihm mindestens einen kompetenten Co-Kommentator zur Seite stellen, @SRF ? Seine Gebrüll-Performance bei 🇨🇭 - 🇭🇺 motiviert zur Fahnenflucht zu ARD/ZDF oder ORF für den Rest des Turniers, wie seit Jahren. https://t.co/VniQ3ztP9i
— Gerhard Pfister 🤍💙💛 (@gerhardpfister) June 15, 2024
Pfister erhält auf seinen Tweet jede Menge Reaktionen (weit mehr als zu jeder seiner Stellungnahmen zur Bürgenstock-Konferenz). Verteidiger von Ruefer und Befürworter der Kritik halten sich in etwa die Waage.
Wie sehr Ruefer die Meinungen im Land spaltet, verdeutlicht eine Umfrage des «Tagesanzeigers». Die über 6000 Teilnehmenden teilen sich ziemlich präzise in drei Drittel: 35 Prozent geben an, Ruefers Emotionalität zu lieben, 30 Prozent finden ihn unerträglich und die weiteren 35 Prozent beides, je nach Situation.
Verband intervenierte bei SRF
Zu jenen, die ihn unerträglich finden, scheint indes auch der Schweizerische Fussballverband (SFV) zu gehören. Wie «CH Media» aus «zuverlässigen Informationen» weiss, ist Ruefer den Verbandsfunktionären seit längerem ein Dorn im Auge. Insidern zufolge stören sich die SFV-Leute daran, dass Ruefer kein bisschen davor zurückschreckt, Verband und Mannschaft zu kritisieren, wann immer er Anlass dazu sieht.
Besonders sauer aufgestossen sein soll den SFV-Leuten, als Ruefer dem Verband Planlosigkeit unterstellte, unter anderem im Zusammenhang mit der Vertragssituation von Trainer Yakin. Die SFV-Funktionäre scheint auch nicht milde zu stimmen, dass Ruefer bei starken Leistungen der Nati ebenso wenig mit Lob geizt.
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Die Abneigung gegenüber dem langjährigen Kommentator im Verband ist mittlerweile offenbar so gross, dass dieser beim SRF intervenierte und die Absetzung von Ruefer forderte – oder zumindest eine Verkleinerung seiner Rolle: Er solle das «Deutungsmonopol über die Nati» verlieren, so der Wunsch des Fussballverbands, berichtet CH Media unter Berufung auf Insider.
Ein Putschversuch gegen den TV-Kommentator, der das Team seit 16 Jahren begleitet? Wenn es mal keine Vogel-Jubelgesten, Friseur-Besuche oder ungenügende Leistungen zu diskutieren gibt, muss halt der ewig umstrittene Sascha Ruefer herhalten. Wirklich überraschend ist das nicht.
Ruefer kommentiert Nati-Spiele bis mindestens 2026
Nachgekommen ist das SRF dem Wunsch nicht. Sascha Ruefer kommentiert und wird weiter die Nati kommentieren. Bis mindestens zur WM 2026. Und geht es nach ihm, dann bleibt er bis zur Euro 2032 hinter dem Mikrofon bei Nati-Spielen. «Die Freude, die Begeisterung sind noch genauso da», sagte er vor Turnierbeginn in einem Interview mit «CH Media».
Bei aller Kritik und Kontroverse: Dass er genügend Leidenschaft und Energie für den Job mitbringt, das kann Sascha Ruefer niemand absprechen.