Friedenszeichen aus Luzern und Nidwalden
Das Geläut in den katholischen und reformierten Kirchen setzte um 11 Uhr ein und dauerte acht Minuten. Dieser Zeitpunkt wurde deswegen gewählt, weil um jene Uhrzeit die Konferenz auf dem im Kanton Nidwalden gelegenen Bürgenstock noch im Gange war.
Der Nidwaldner Regierungsrat unterstützte die Aktion der Kirchen. Es sei wichtig, dass der Standortkanton der Friedenskonferenz ein eigenes Zeichen setzen könne, teilte er mit.
Friedensgebet in Luzern
Für den Frieden läuteten am Samstag auch die Glocken der Peterskapelle. 12.12 Uhr trafen dort rund 100 Menschen ein, um mit dem Basler Bischof Felix Gmür, als Vertreter der Schweizer Bischofskonferenz, und Pfarrer Martin Hirzel von der Evangelischen Kirche Schweiz für den Frieden zu beten. Eingeleitet wurde das Gebet von den Violonistinnen Ash Ayben Özdemir und Radostina Stoyanova. Sie spielten ein Duo von Max Reger.
In dem Gebet baten die Gläubigen Gott für Unterstützung der Friedenskonferenz auf dem Bürgenstock. «Leite ihre Beratungen mit Deiner Weisheit. Lass sie finden, was allen dient, so dass der Frieden eine Chance bekommt.»
«Gewalt führt zu keinem gerechten Frieden», hiess es in dem Gebet. Gott wurde gebeten, den Geist der Liebe zu senden, der den Hass vertreibe. Schliesslich gaben die Anwesenden der Bitte nach Frieden eine Stimme, indem sie gemeinsam einen Friedenskanon sangen.
Platzdemo vor dem Bahnhof
Gegen 14 Uhr versammelten sich dann rund 200 Ukrainerinnen und Ukrainer auf dem Luzerner Bahnhofplatz, um Menschenrechtsverletzungen durch Russland anzuprangern. Sie forderten mehr globale Anstrengungen für die Befreiung ukrainischer Kriegsgefangener und für ein Ende der Folterungen.
Die Kundgebung postierte sich, geschmückt mit gelb-blauen ukrainischen Fahnen, in einem grossen Viereck auf dem Platz beim Torbogen. Ein Jugendlicher hielt einen Karton in die Höhe mit der Aufschrift: «Ich werde meinen Vater nie wieder sehen». Ein anderer: «My father is a hero.» Zahlreiche Anwesende trugen T-Shirts mit der Aufschrift: «Save Ukrainian Prisoners of War». Mit einer Schweigeminute gedachten sie der Kriegsgefangenen.
Die Kundgebung wurde organisiert von der ukrainischen Gesellschaft der Schweiz und Familienangehörigen ukrainischer Kriegsgefangener. Sie erinnerten zudem daran, dass tausende ukrainische Kinder von Russland mit dem Ziel entführt worden seien, sie zu russifizieren.
«Ode an die Freude»
Die Platzdemo zog am späten Nachmittag weiter auf den Jesuitenplatz weiter. Dort gaben 70 geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer nach 17 Uhr vor der barocken Kirche ein Chorkonzert. Sie sangen Ludwig van Beethovens «Ode an die Freude», die auch als Europahymne bekannt ist, ein ukrainischen Volkslied und schliesslich noch die ukrainische Nationalhymne. Zahlreiche Anwesende sangen mit. Die insgesamt mehreren hundert Zuhörerinnen und Zuhörer spendeten grossen Applaus. Nach gut einer halben Stunde verschwanden die Musiker und Sängerinnen wieder.
Denn das Konzert war als Flashmob durchgeführt worden, also als scheinbar spontaner Menschenauflauf. Zuerst kamen die Instrumentalisten mit Geigen, Cello und Bass auf den Jesuitenplatz, dann gesellten sich die Chorsängerinnen und -sänger dazu. Teilweise trugen sie Tracht.
Der Auftritt war gemäss den Organisatoren ein Dank der Flüchtlinge an die Schweiz, aber auch ein Appell für Frieden. Ihm wohnten mehrere hundert Personen bei.
Noch keine polizeiliche Bilanz
Rund um den Bürgenstock, wo am Wochenende der Friedensgipfel statt fand, trat am Donnerstag um 12 Uhr eine Sperrzone in Kraft. Sie gilt bis längstens Montag 18 Uhr. In diesem Gebiet dürfen sich nur Personen bewegen, die über eine entsprechende Bewilligung verfügen.
Für Sicht- und nicht kommerzielle Instrumentalflüge sowie unbemannte Luftfahrzeuge ist zudem der Luftraum über dem Gebiet gesperrt. Und zwar seit Donnerstag bis am Montag um 20 Uhr. Bewaffnete Kampfflugzeuge des Typs F/A-18 patroullieren permanent. Hinzu kommen bodengestützte Luftabwehr, zusätzliche Radars, verstärkte Luftraumüberwachung und landesweiter Luftpolizeidienst rund um die Uhr.
Weder die Kantonspolizei Nidwalden, die für die polizeilichen Sicherheitsaufgaben der Konferenz zuständig ist, noch das Verteidigungsdepartement konnten am Sonntag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA eine erste Bilanz zu den entsprechenden Vorschriften ziehen.
Im Ereignisfall werde proaktiv informiert, sagte VBS-Sprecher Mathias Volken. Die Kantonspolizei geht laut Florian Grossmann vom Kommunikations-Einsatzstab aktuell davon aus, dass sie am Montag eine Bilanz des Einsatzes präsentieren wird.
(sda)