Novum in der Beizenwelt: Männerchor übernimmt das Kreuz
«Entweder kann man immer darüber sprechen, oder man packt den Stier mal bei den Hörnern und macht aus der Not Tugend», sagt Thomas Estermann, Präsident des Männerchors Hitzkirch. «Üses Chrüz» heisst das Projekt – und wird jetzt aber alles andere als ans Kreuz gehängt. Doch erst einmal alles der Reihe nach.
Das Kreuz hat momentan keine Pächter
Der Gasthof Kreuz in Hitzkirch hat eine lange Tradition. Seit April 2024 steht er jedoch leer – Interessenten für einen neuen Pachtvertrag? Fehlanzeige. Die Dorfzonenplanung scheint eine grosse Unsicherheit bezüglich der Zukunft des Gasthauses auszulösen. Eine langfristige Perspektive für potenzielle neue Pächter fehlt.
Für den Männerchor und die Hitzkircher Vereine gibt es somit im Dorfzentrum wenige bis gar keine Möglichkeiten mehr, nach der Probe etwas zusammen zu trinken. So kam beim Chor das Thema der Übernahme auf den Tisch – und eben dieses Zitat mit den Hörnern...
Der Gemeinderat unterstützt das Vorhaben
Schliesslich arbeiteten sie die Idee weiter aus und traten damit vor den Gemeinderat. Dieser sei überzeugt gewesen vom Vorschlag des Männerchors und wollte, dass dieser das Vorhaben weiterzieht. So endete es schlussendlich bei der aktuellen Projektskizze und der am vergangenen Donnerstag unterschriebenen Nutzungsvereinbarung, berichtet Thomas Estermann auf Nachfrage von PilatusToday und Tele 1.
Der Männerchor und das Kreuz – eine lange Geschichte
In der Vereinsgeschichte gab es immer wieder Berührungspunkte zwischen dem Chor und dem Gasthof Kreuz. Eine Zeit lang hat der Männerchor sogar im Kreuz geprobt. Der Verein wurde 1829 gegründet und war damals erst der zweite ländliche Männerchor im Kanton Luzern. Wenn man mit 40 Vereinsanlässen pro Jahr rechnet, kommt man auf schon fast 8000-mal, bei denen der Männerchor dankbar um ein Restaurant war, das noch den einen oder anderen Schlummerbecher ausschenkte, erklärt Estermann mit einem Schmunzeln.
Tradition und Pflichtgefühl vor Wirtschaftlichkeit
Ob der Männerchor Hitzkirch mit der Übernahme wirtschaftliche Interessen verfolge? «Nein, gar nicht», so Estermann. «Es geht darum, dass wir versuchen, Verantwortung im Dorf zu übernehmen. Wir waren schon oft froh, dass es die Beizen gibt und schätzen auch, dass die Gemeinde Hitzkirch die Vereine unterstützt. Jetzt wollen wir auch mal unsere Unterstützung anbieten», erzählt der Präsident des Männerchors weiter.
Klare Auftrennung zwischen Gemeinde und Chor
Die Gemeinde Hitzkirch hat 2019 das Restaurant aus raumplanerischen Gründen erworben. Von diesem Umstand scheint das Projekt «Üses Chrüz» nun zu profitieren. Die Projektskizze sieht nämlich vor, dass die Gemeinde als Eigentümerin das Restaurant und das Inventar dem Männerchor zur Verfügung stellt. Der Chor sei dann für den Betrieb verantwortlich, schreibt die Gemeinde weiter.
An der Umsetzung solls nicht scheitern
Und der Chor weiss auch schon in etwa, wie man das anstellen könnte. Das Restaurant soll hauptsächlich an den Abenden unter der Woche geöffnet haben, um einen Treffpunkt nach der Probe oder dem Training bieten zu können. «Es soll eine Beiz von einem Verein für die Vereine werden», erklärt Estermann. Das soll Privatpersonen aber keineswegs vom Besuch im neuen Kreuz abhalten. Die gesamte Bevölkerung sei im Kreuz willkommen, betont er.
Ist nun also der Männerchor künftig hinter dem Tresen? Vielleicht.
Geplant sei, Fachpersonal für den Betrieb einzustellen und diesen auch so auszurichten, dass er ohne die Männerchor-Mitglieder auskommt. An speziellen Anlässen oder bei grossem Andrang könne man sich aber schon vorstellen, dass mal das eine oder andere Mitglied des Männerchors im Betrieb aushelfe. Wenn alles nach Plan läuft, sollte das Kreuz ab November 2024 wieder geöffnet sein, so der Präsident des Männerchors.
Obwohl in den Vereinen das Gesellschaftliche eine grosse Rolle spielt, soll auch im Männerchor etwas Bestand halten: Der Fokus soll auch in Zukunft auf dem Musikalischen bleiben, sagt Estermann abschliessend.
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