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Milchverarbeiter Hochdorf verkauft operatives Geschäft

Totalverlust für Aktionäre

Milchverarbeiter Hochdorf verkauft operatives Geschäft

27. August 2024, 13:36 Uhr
Die Aktionäre der Firma erleiden wohl einen Totalverlust.
© KEYSTONE/GAETAN BALLY
Die in der Krise steckende Hochdorf-Gruppe verkauft ihr operatives Geschäft und geht in Nachlassstundung. Die Aktionäre erleiden wohl einen Totalverlust. Doch dies sei die bestmögliche Lösung, ist das Management überzeugt.

Das schweizerisch-britische Private-Equity-Unternehmen AS Equity Partners habe eine Vereinbarung zur Übernahme der Hochdorf Swiss Nutrition (HSN) unterzeichnet, teilt die Gruppe am Dienstag mit. Damit wird HSN aus der Hochdorf-Gruppe herausgelöst und unter der neuen Eigentümerschaft weitergeführt. Der Verwaltungsrat habe sich «nach sorgfältiger Abwägung mehrerer Verkaufsoptionen» entschieden, das Angebot von AS Equity Partners anzunehmen, heisst es in der Mitteilung.

Hochdorf habe aus den bestehenden Angeboten dasjenige ausgewählt, das am besten war, so Firmenchef Ralph Siegl an einer Telefonkonferenz. «Und AS Equity Partners hat ganz klar das beste Angebot abgegeben.» Ob der Preis fair sei, darüber lasse sich immer streiten, ergänzte Verwaltungsratspräsident Jürg Oleas. «Darum haben wir extra ein Gutachten anfertigen lassen. Aber am Ende gilt der Preis, den jemand bereit ist zu bezahlen», sagte er.

Schulden werden übertragen

Gemäss Vereinbarung wird das operative Geschäft von Hochdorf mit einem Unternehmenswert von 83,0 Millionen Franken bewertet. Hochdorf hat jedoch noch einen offenen Konsortialkredit von 67 Millionen, der vom Käufer übernommen wird. Abzüglich dieses Betrags und Transaktionskosten von einer halben Million fliessen laut Mitteilung noch 15,5 Millionen Franken als Verkaufserlös an die Hochdorf Holding.

Dieser Preis sei gemäss dem vom Verwaltungsrat in Auftrag gegebenen unabhängigen Bewertungsbericht als fair zu beurteilen. Der Erlös reiche jedoch nicht aus, um «die erheblichen finanziellen Altlasten, insbesondere die im Jahr 2017 begebene Hybridanleihe in Höhe von 125 Millionen sowie die damit verbundenen offenen Zinszahlungen zu begleichen», so die Mitteilung weiter.

Zudem müsse die Holding mit der Verkaufsvereinbarung die der HSN vor Jahren gewährten Intercompany-Darlehen in Höhe von 182 Millionen Franken in der Bilanz per Ende Juni 2024 vollständig abschreiben. Das führe im Einzelabschluss der Hochdorf Holding zu einer Überschuldung.

Für die Dachgesellschaft hat das Management deshalb die provisorische Nachlassstundung beantragt. Dadurch kommt ein Sachwalter zum Einsatz, der feststellen soll, ob es beim Unternehmen noch etwas zu holen und unter den Gläubigern oder Investoren zu verteilen gibt.

Totalverlust für Aktionäre wahrscheinlich

Man sei sich bewusst, dass der Entscheid aus finanzieller Sicht für die Aktionäre «nicht einfach» sei, weil aus dem Verkaufserlös nicht genügend Mittel an die Holding fliessen zur Tilgung der Schulden aus dem vorrangig zu bedienenden Hybrid-Bond, «geschweige denn für Ansprüche der Aktionäre». Das könne für Aktionäre und Obligationäre bis hin zu einem totalen Verlust ihrer Investitionen führen.

Die Tatsache, dass die Investoren ihr Geld verlören, bedaure Hochdorf sehr, so Siegl. «Aber das ist leider die Folge einer zehnjährigen Geschäftspolitik, bei der über die eigenen Verhältnisse gelebt wurde», sagte der CEO, der 2022 mit dem Ziel, das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen, die Geschäftsführung von Hochdorf übernommen hatte.

Einer der grössten Aktionäre von Hochdorf ist mit 18 Prozent der Verband der Zentralschweizer Milchproduzenten ZMP. Auf Anfrage gibt der Verband an, wegen des fallenden Aktienkurses der Hochdorf-Aktie in den letzten Jahren schon «sehr viel von ihrem Investment» in den Büchern abgeschrieben zu haben.

Die HSN sei «aufgrund ihrer verarbeiteten Milchmenge für die Schweizer Milchwirtschaft systemrelevant». Seit im Mai klar wurde, dass nur ein Verkauf HSN retten könnte, sei für den Verband «die Fortführung einer systemrelevanten Molkerei, welche mit ihrer neuen Strategie wieder profitabler auf Kurs ist, im Vordergrund» gestanden. Durch den Verkauf werde die Zukunft des Verarbeitungsstandortes Sulgen, der Mitarbeitenden und der Firma HSN sichergestellt. «Das ist auch sehr wichtig für die ganze Schweizer Milchwirtschaft», so der Verband.

Dekotierung geplant

Der Deal zum Verkauf von HSN muss nun erst noch von den Aktionären abgesegnet werden. Dafür hat Hochdorf eine ausserordentliche Generalversammlung für den 18. September 2024 einberufen. Auf der Traktandenliste stehen auch die Umbenennung der Hochdorf Holding und die Dekotierung der Aktien von der Schweizer Börse.

Der CEO, der Finanzchef und der Verwaltungsratspräsident appellierten an der Telefonkonferenz mit Nachdruck an die Aktionäre, dem Kauf durch AS Equity zuzustimmen. «Der Plan B bei einer Ablehnung liegt auf der Hand.», sagte Siegl, «Weil die Holding in Nachlassstundung gehen muss, müsste das im Falle einer Ablehnung des Verkaufs auch die HSN.»

Der Verwaltungspräsident Jürg Oleas betonte, durch die Transaktion ändere sich für die Mitarbeitenden, die Kunden und die Geschäftspartner nichts. CEO Siegl und sein Management-Team sollen zudem auch nach der Übernahme das Geschäft weiterführen und die Transformation wie geplant fortsetzen.

Operatives Plus erreicht

Mit der Mitteilung zum Verkauf von HSN gab Hochdorf zwei Tage früher als geplant auch die Halbjahresergebnisse bekannt. Laut der Mitteilung ging der Umsatz im Vergleich zum Vorjahressemester um 5,5 Prozent zurück auf 145,7 Millionen Franken.

Dabei habe sich die Bruttomarge trotz zurückhaltender Nachfrage im Bereich Babynahrung mit 30,2 Prozent beinahe stabil gehalten (2023: 30,5%) und dank einer Entspannung auf den Energie- und Logistikmärkten hätten sich die Kosten stabilisiert, heisst es. Auf betrieblicher Stufe (EBIT) ergab sich ein Gewinn von 300'000 Franken.

(sda)

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 27. August 2024 13:36
aktualisiert: 27. August 2024 13:36