Vom Fläschlisortierer zum Kriegshelfer – Urban Frye im Portrait
Wo ist für Sie der schönste Ort in der Stadt Luzern?
Am frühen Morgen beim Sonnenaufgang am See auf der Ufschötti mit dem Blick über das Wasser hin zu den Bergen.
Womit haben Sie Ihr erstes Sackgeld verdient?
Einen Sommer lang Flaschen sortiert bei einem Getränkehändler. Danach als Nachtportier im Hotel Wilden Mann.
An welches aussergewöhnliche Ereignis in Ihrem Leben erinnern Sie sich besonders gerne zurück?
Die Geburten meiner Kinder, magische Momente.
Wo verbringen Sie Ihre Ferien?
Wenn immer möglich, fahre ich jetzt mit Hilfsgütern nach der in der Kriegszone gelegenen Stadt Kharkiv und träume davon, mit meinen Kindern in einer freien und befriedeten Ukraine Ferien zu machen.
Wer ist Ihr Vorbild?
Mein verstorbener Patenonkel, der mir immer Mentor und väterlicher Ersatz war. In der städtischen Politik der kürzlich verstorbene ehemalige Stadtpräsident Franz Kurzmeyer, ein wahrer Menschenfreund, der es schaffte, Luzern zu einer Stadt zu machen, in der alle Menschen, egal ob arm oder reich, einen Platz fanden.
Verfügen Sie über ein geheimes Talent?
Vielleicht immer wieder Menschen für unsere sozialen Projekte, wie etwa das ukrainische Kulturzentrum Prostir, zu gewinnen.
Wenn Sie einen Tag König der Schweiz wären, was würden Sie sofort ändern?
Die oft gefrorenen Herzen aufzutauen, damit die Schweiz solidarischer gegenüber den Menschen wird, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen.
Wie schätzen Sie die Arbeit der Luzerner Stadtregierung ein?
Leider lässt sich kein Gestaltungswille erkennen. Statt voraus zu gehen, Probleme zu erkennen und Lösungen zu bringen, reagiert die Stadtregierung erst, wenn die politische Diskussion am kochen ist: Inseli, Bahnhofstrasse, Carverkehr, Handwerkerparkplätze, Airbnb, leerstehendes Konservatorium, Fussballchaoten... Ich kann nicht verstehen, warum die Stadtregierung hier nicht längst Lösungen gefunden hat, damit sie sich den wichtigen Problemen wie die Erstellung von günstigem Wohnraum oder der Ökologisierung der Stadt zuwenden kann. Das grösste Problem ist hausgemacht: Die ausufernde Baubürokratie mit unendlich langen und komplizierten Bewilligungsprozessen. Da braucht es einen kompletten Neustart.
Warum sollte die Luzerner Bevölkerung Sie wählen?
Ich bin keiner Partei verpflichtet und kann mich frei von Ideologien für das Gesamtwohl der ganzen Bevölkerung einsetzen. Was ich fordere, leiste ich auch: Ich habe ökologische Häuser gebaut für junge Menschen in Ausbildung, die wenig Geld haben, fördere junge Künstlerinnen und Künstler, setze mich ein für Menschen, die aus der Not hierhergekommen sind. Ich bin Unternehmer mit einem grossen sozialen, kulturellen und ökologischen Engagement. Ich bin in der Stadt fest verankert und kenne die Sorgen und Nöten der Bevölkerung. Ich stamme aus kulturell reichhaltigen aber finanziell bescheidenen Verhältnissen. Ich verfüge nicht nur über eine breite politische Erfahrung sondern auch über eine grosse Lebenserfahrung mit Schicksalsschlägen, Höhen und Tiefen.
Welches ist Ihre Wunsch-Direktion und welches Thema würden Sie dort priorisieren?
Aufgrund meiner Erfahrungen wäre wohl die Baudirektion das richtige Departement für mich. Mein Herz aber schlägt für jene Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Deshalb würde ich am liebsten die Sozialdirektion übernehmen.
Welches sind aus Ihrer Sicht die aktuell grössten Herausforderungen der Stadt? Nennen Sie drei.
Die ausufernde Baubürokratie.
Wohnen und Arbeiten ohne Pendeln.
Erstellung von günstigem Wohnraum.
Grünflächen oder genügend Parkplätze in der Stadt. Was ist für Sie wichtiger?
Zuerst müssen wir den Volkswillen von einem grünen Inseli und einer grünen Bahnhofstrasse umsetzen. Dann könnten alle Plätze in der Altstadt entsiegeln und mit Bäumen bepflanzen. Weiter sollten wir viel mehr Parkplätze für Anlieferungen und Handwerker reservieren. Andere Städte haben es vorgemacht. Und vor allem müssen wir die Stadt so gestalten, dass Wohnen und Arbeiten ohne Pendeln attraktiv ist. So können wir Parkplätze aufheben, ohne dass die Volksseele aufkocht.
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