Wird der Captain-Wechsel heisser gegessen als gekocht?
Der Aufschrei war gross, als Ardon Jashari im Sommer seinen Wechsel zum FC Basel erzwingen wollte. Die Reaktion der FCL-Verantwortlichen liess nicht lange auf sich warten. Sie stellten sich quer, setzen den 21-Jährigen als Captain ab und verbannten ihn zwischenzeitlich sogar aus dem Kader.
Quelle: PilatusToday/Andreas Wolf
Nach etwas Bedenkzeit kam das Luzerner Eigengewächs jedoch bereits wieder zu ersten Einsatzminuten in der 1. Mannschaft. Seit mehreren Monaten ist Jashari wieder unumstrittener Stammspieler und beweist fast wöchentlich, wie wichtig er für das Team von Mario Frick ist.
Aus dem Nichts zurück zur Captain-Binde
Am vergangenen Sonntag folgte nun der vorläufige Höhepunkt nach dem Wechseltheater: Ardon Jashari ist wieder Captain des FC Luzern. Ein Entscheid, der nicht nur unter den Fans, sondern auch in den Medien für Diskussionen sorgte und einige Fragen aufwarf.
Darauf angesprochen meint FCL-Trainer Mario Frick ziemlich nüchtern: «Dass nun das Geschwätz losgeht, war zu erwarten und ist uns egal. Aufgrund der Leistung der beiden involvierten Spieler war es die richtige Entscheidung. Wir wollten Max überhaupt nicht demütigen oder loswerden. Er hat nach wie vor ein sehr hohes Standing bei uns. Mein Vertrauen in ihn ist grösser denn je!»
Ist nun Fricks Glaubwürdigkeit gefährdet?
Aus Fricks Antwort lässt sich schliessen, dass man offenbar nicht nur mit den jüngsten Resultaten und dem Cup-Out gegen Delémont unzufrieden war, sondern auch mit der Leistung von Max Meyer. Doch wechselt man nur deshalb den Captain? Und wieso gibt man die Binde ausgerechnet jenem Spieler zurück, dem man sie im Sommer noch entzogen hatte?
Fragen über Fragen. Speziell am Captain-Wechsel ist auch, dass Mario Frick im Sommer betont hatte, dass er als Trainer seine Glaubwürdigkeit innerhalb der Mannschaft verlieren würde, wenn er Jashari die Binde nicht wegnehmen würde, nach allem, was vorgefallen sei.
Ardon, der Anführer
Unter diesem Aspekt überrascht es schon, dass der 21-jährige Nati-Spieler die Binde nun doch zurückerhalten hat – unabhängig davon, ob seit dem Wechseltheater bereits vier Monate vergangen sind. Doch Frick war am Donnerstag bei der Medienkonferenz vor dem Auswärtsspiel gegen YB nicht in der Stimmung, ausführlich über die Captain-Frage zu sprechen.
«Das ist jetzt die letzte Frage, die ich heute dazu beantworte», machte der Trainer ziemlich schnell klar. «Ardon war bereits vergangene Saison Captain. Er ist unser geborener Anführer. Deshalb haben wir uns für ihn entschieden.» Punkt. Fertig. Aus.
Folgen des Entscheides unklar
Doch was heisst das konkret: Ist der Captain-Wechsel auch innerhalb der Mannschaft ein Thema oder wird das Ganze in der Öffentlichkeit heisser gegessen als gekocht? Eine Frage, die schwierig zu beantworten ist. Vermutlich ist es irgendetwas dazwischen.
Klar ist auf jeden Fall, dass der FCL kein Interesse daran hat, überhaupt erst eine Diskussion über den Captain-Wechsel aufflammen zu lassen. Dies würde nur neue Unruhe in den Verein bringen.
Entzug der Captain-Binde als Befreiung für Meyer?
Es kann aber genau so gut sein, dass die Absetzung von Max Meyer als Captain intern effektiv keine allzu grosse Sache ist und von aussen viel hineininterpretiert wird. Mario Frick betonte nämlich bereits am Sonntag nach dem Heimsieg gegen GC, dass Meyer den Entscheid sehr professionell aufgenommen habe.
Quelle: PilatusToday / Sven Brun
Hinzu kommt, dass der Deutsche nicht als Spieler bekannt ist, der das Rampenlicht sucht und gerne im Mittelpunkt steht. Und im Mittelpunkt steht man mit der Captain-Binde gezwungenermassen automatisch. Daher kann es für Meyer auch eine Befreiung sein, nicht mehr unter zusätzlicher Beobachtung zu stehen.
Meyer lehnt Interview ab
Gerne hätten wir auch mit Max Meyer selbst gesprochen und seine Sicht der Dinge erfahren. Doch der Mittelfeldspieler stand nicht für ein Interview zur Verfügung. Daher bleibt weiterhin viel Interpretationsspielraum, was die Captain-Frage des FCL betrifft.
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