Fangewalt im Fussball - FC Sion trickst bei Sicherheitsmassnahmen
Karin Kayser-Frutschi hat sich den Start in Ihre Amtsperiode als Präsidentin der Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren (KKJPD) definitiv nicht einfach gemacht. Am Dienstag informierte die Nidwaldner Regierungsrätin darüber, dass die Heim-Kurve des FC Sion am nächsten Spieltag geschlossen bleibt - dies aufgrund Ausschreitungen gegenüber Polizisten.
FC Sion fällt Sicherheitsdirektorin in den Rücken
Gewalt und Ausschreitungen rund um Gästefans bei Fussballspielen sind nichts Neues. Neu hingegen ist, dass Kollektivstrafen getragen werden müssen. Im Fall des FC Sion bedeutet das, dass die Heimkurve geschlossen bleibt. Eine Abstrafung der Fans, da diese beim letzten Auswärtsspiel in Genf fünf Polizisten verletzten. «Von Seiten der Fans wurde eine rote Linie überschritten, deshalb müssen jetzt Massnahmen getroffen werden», sagt Kayser.
Wie sinnvoll diese Massnahme ist, bleibt abzuwarten - so hat der FC Sion auf seiner Homepage kommuniziert, dass betroffene Saisonkarteninhaber bzw. gekaufte Tickets umgetauscht werden können, damit die Fans in anderen Sektoren Platz nehmen dürfen. Kayser bedauert dieses Vorgehen des Clubs ausserordentlich. Man setze so die restlichen Fans einem erheblichen Sicherheitsrisiko aus.
Grundsätzlich werden solche Entscheidungen der Bewilligungsbehörde im Dialog mit den beteiligten Vereinen und der Liga getroffen. Das Problem im Fall Sion: Der Fussballverein tauchte nicht zum Gespräch mit der Behörde auf, wodurch sich diese gezwungen fühlte selber Konsequenzen zu ziehen.
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«Wir akzeptieren das nicht mehr!»
Konsequenzen zog nun auch die Mitte des Kantons Luzern. Sie lanciert eine Volksinitiative. «Wir fordern mindestes ID-Pflicht oder personalisierte Tickets», sagt Kantonsrat Adrian Nussbaum, Fraktionsvorsitzender der Mitte. Bereits mehrmals versuchte die Mitte mit diversen Vorstössen in diese Richtung etwas zu verändern, biss aber bei den Polparteien immer wieder auf Granit. Bereits im März stellt die Mitte ein Ultimatum: Entweder greife die Regierung gegen die Fans durch – oder die Partei lanciere eine Volksinitiative. Drohung also wahr gemacht.
Für Kayser ein Zeichen der Bevölkerung, dass man mit der aktuellen Situation nicht mehr zufrieden ist. Eine klare Meinung zur Initiative hat Kayser noch keine: «Da warte ich noch den Initiativtext ab». Auch der FC Luzern äussert sich dazu noch nicht. «Der FC Luzern wird den offiziellen Initiativtext abwarten, bevor er öffentlich etwas zur Initiative sagen wird», meint Präsident Stefan Wolf.
Geisterspiele als Ultima Ratio
Personalisierte Tickets und ID-Kontrollen sollen gemäss der Mitte dazu beitragen, dass Gewaltausschreitungen verhindert werden können. Anders sieht das Karin Kayser-Frutschi. Sie macht den Vergleich mit England. Denn dort habe sich das Problem der Gewalt einfach in die unteren Ligen verschoben, in denen personalisierten Tickets nicht Pflicht sind. Fraglich also, ob personalisierte Tickets wirklich hilfreich sind. Falls nicht, sieht Adrian Nussbaum als Ultima Ratio nur noch Geisterspiele.