Primarschule ohne Fremdsprachen? Die FDP will Früh-Französisch abschaffen
Worum geht’s bei dieser Diskussion eigentlich? Darum, dass wir später gut Französisch können oder darum, dass wir die Welsche Kultur wertschätzen (Stichwort: «Nationaler Zusammenhalt»)? Wohl um beides.
In den meisten Deutschschweizer Kantonen lernen Schülerinnen und Schüler ab der dritten Klasse entweder Englisch oder Französisch. Das will die FDP Schweiz nun ändern. Kurz zusammengefasst: In der Primarstufe brauche es überhaupt keine Fremdsprache, zuerst sollten die Kinder richtig Deutsch lernen.
Reichen die Deutschkenntnisse von Drittklässlern?
Irina Bannwart ist FDP-Mitglied aus Vordemwald AG. Die Logopädin und ehemalige Schulleiterin hat am neuen Positionspapier der FDP mitgewirkt, in dem die Forderung niedergeschrieben ist. «Wir müssen die Grundkompetenzen stärken», sagt sie gegenüber der «Luzerner Zeitung». Laut der Pisa-Studie erreiche ein Viertel der Schweizer Schülerinnen und Schüler im Lesen das Mindestniveau in der Erstsprache nicht. Sie und ihre Partei sehen den Sinn von Fremdsprachen erst ab der Oberstufe.
Anders sieht das die Dienststelle Volksschulbildung des Kantons Luzern. «Eine Fremdsprache lernen hat auch Auswirkungen auf die Erstsprache», schreibt die Dienststelle auf Anfrage von PilatusToday und Tele 1. Es zeige sich beispielsweise, dass gerade Migrationskinder in den Fremdsprachen eher besser abschneiden als Kinder mit der Erstsprache Deutsch.
Laut der Dienststelle Volksschulbildung sei das Argument, dass Schülerinnen und Schüler zuerst richtig Deutsch lernen sollen, nicht stichhaltig. Bessere Deutschkenntnisse führten nicht automatisch zu besseren Kenntnissen in Fremdsprachen. «Das Erlernen von verschiedenen Sprachen hat einen wechselseitigen positiven Einfluss, auch auf die Schulsprache», so die Dienststelle.
Souverän bekennt sich zu Fremdsprachen
Letztmals hat sich die Luzerner Stimmbevölkerung im Jahr 2017 zu Fremdsprachen auf Primarstufe geäussert. Die Initiative mit dem Namen «Eine Fremdsprache auf der Primarstufe» wurde abgelehnt. Die Kinder im Kanton Luzern lernen weiterhin aber der dritten Klasse Englisch und ab der fünften Klasse Französisch.
Wirtschaft braucht Bildung
Vor diesem Hintergrund erscheint die Forderung der FDP gewagt – zumal im Positionspapier über ein Dutzend andere Forderungen zur Bildungspolitik stehen. So will die Partei beispielsweise auch die integrative Schule abschaffen.
Mit dem Positionspapier will sich die FDP als Bildungspartei positionieren. Die Delegierten befassen sich an ihrer Versammlung vom Samstag mit dem Dokument. Gut möglich, dass sie nicht nur über Bildungspolitik, sondern auch über den nationalen Zusammenhalt diskutieren.
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