Zentralschweiz
Luzern

Car-Probleme in Luzern: Darum halten grosse Busse vor Hotels in der Stadt

«Das ist unsinnig!»

Gibt es in Luzern zu wenige Car-Halteplätze? Chauffeure kritisieren Vorgehen der Stadt

15. Juli 2024, 18:47 Uhr
Viele Cars fahren die Frankenstrasse, in der Nähe des Luzerner Bahnhofs an.
© Luzerner Zeitung
Gerade in den Ferienmonaten prägen Touristen-Cars das Stadtbild von Luzern. Die Anzahl geeigneter Halteplätze im Zentrum reicht laut Betroffenen jedoch nicht aus. Daher weichen Chauffeure und Chauffeusen zunehmend auf inoffizielle Plätzen in den Quartieren aus. Zum Ärger der Anwohnenden.

Seit Juni des vergangenen Jahres fielen mit der Schliessung des Inseli-Parkplatzes mehrere zentrale Halteplätze für Cars weg. Die Stadt Luzern plante dafür Ersatzflächen am Inseliquai, Bahnhofplatz und an der Landenbergstrasse. Doch stattdessen nutzen nun Carunternehmen inoffizielle Halteplätze in der Nähe des Bahnhofs, wie an der Frankenstrasse beim Vögeligärtli, berichtet die «Luzerner Zeitung».

Vermehrter Verkehr in der Frankenstrasse

Eine gelb markierte Fläche signalisiert dort jedoch ein Halteverbot, ausgenommen sind Reisebusse, um die Touristen ein- und aussteigen zu lassen. Diese Fläche sei ursprünglich für die Hotellerie in der Gegend gedacht, erklärt Markus Birrer, Projektleiter Mobilität der Stadt Luzern gegenüber der Tageszeitung. Dies, weil Gästegruppen oft in der Nähe ihrer Hotels aussteigen müssen. «Aufgrund der engen Platzverhältnisse ist dies aber nicht überall auf Privatgrund möglich.»

Ein Car hält an der Frankenstrasse.

© Luzerner Zeitung / Manuela Jans-Koch

Der Stadt sei bekannt, dass die Haltefläche nicht nur für Hotelgäste genutzt werde, so Birrer. «Die Signalisation lässt es zu – gedacht wäre es anders.» Dabei ist die Frankenstrasse nur eine von mehreren Strassen, die als solch inoffizielle «Carhalteflächen» genutzt wird.

Der vermehrte Carverkehr auf der schmalen Frankenstrasse ist für Anwohner und dort arbeitende Personen spürbar, insbesondere morgens und abends. Eine Verkäuferin beklagt den Gestank der laufenden Motoren, während ein anderer Anwohner täglich Dutzende Cars unter seinem Bürofenster zählt.

Halteplatz in Kriens sei zu weit weg

Christian Landis, General Manager des Zürcher Unternehmens «Best of Switzerland Tours», erklärt der «LZ», dass die Frankenstrasse auch von ihnen regelmässig angefahren wird, jedoch ohne dort zu parkieren. Die Lage am Bahnhof sei für geführte Touren sehr wichtig, da Touristen sich in Luzern oft nicht auskennen und alternative Abfahrtsorte wie Kriens für die Touristengruppen zu weit weg und unattraktiv sind.

«Wir wollen uns so gut wie möglich anpassen, um den restlichen Verkehr auf der Frankenstrasse nicht zu stören. Vor allem, wenn dort am Morgen viele Lieferwagen stehen und Taxis oder Fahrschulautos warten, ist es aber manchmal eng», sagt er. Zum aktuellen Car-Regime der Stadt Luzern meint Landis: «Die ganze Situation ist für uns nicht optimal gelöst.»

Suchverkehr in der Stadt habe zugenommen

Seit dem Wegfall zentraler Halteplätze habe der Suchverkehr durch Cars zugenommen, so Landis. Wegen Staus ist es für die Fahrer schwer abzuschätzen, wie lange sie von den Parkplätzen in Kriens oder beim Lido in die Innenstadt brauchen. Wenn sie zu früh ankommen, müssen die Chauffeusen und Chauffeure mehrere Runden drehen, da auf Halteplätzen nicht gewartet werden darf. «Seitdem es das Inseli nicht mehr gibt, hat der Verkehr für die Suche nach Park- und Haltemöglichkeiten zugenommen», ist sich Landis sicher.

Vor der Inseli-Sperrung war es einfacher

Am Carparkplatz Brüelmoos, nahe des Verkehrshauses, warten Carfahrer im Schatten ihrer Busse auf Gäste. Zwei langjährige Chauffeure berichten in der «Luzerner Zeitung», dass es in Luzern zwar genug Parkplätze gibt, jedoch zu wenige Halteplätze. Wenn sie Gäste am Schwanenplatz ausladen, reicht die Zeit nicht, um zu den Parkplätzen in Kriens oder beim Lido zu fahren und wieder zurück. Daher fahren sie lieber eine halbe Stunde durch die Innenstadt.

Car-Chaos und Hochbetrieb auf dem Carparkplatz auf dem Luzerner Inseli in 2018.

© KEYSTONE/URS FLUEELER

Der zweite Fahrer ergänzt: «Man will die Touristen, aber hat keinen Platz für die Cars – das ist unsinnig.» Die beiden betonen, dass es vor der Inseli-Sperrung einfacher gewesen sei. Und geben zu: «Wir haben auch schon auf breiten Trottoirs ‹weg vom Geschehen› angehalten, die nicht als Halteplätze gedacht wären.» Denn ihre Zeitpläne seien sehr strikt.

War die Situation vor Corona dieselbe?

Ob tatsächlich vermehrt inoffizielle Halteflächen genutzt werden als früher, kann Markus Birrer von der Stadt Luzern nicht genau sagen. Er verweist auf den Rückgang während der Coronapandemie. «Jetzt sind die Cars in Luzern wieder sichtbar. Wenn dann drei auf einmal in einer Strasse stehen, fällt das auf. Aber vielleicht war das vor Corona der Dauerzustand.»

Sechs neue Halteflächen, direkt beim Bahnhof, wurden Ende 2022 von der Stadt Luzern angekündet. Davon sind derzeit vier in Betrieb: zwei am Inseliquai und zwei am Bahnhofquai. Zwei zusätzliche Flächen direkt vor dem Bahnhofsgebäude wurden im Mai dieses Jahres vom Stadtparlament abgelehnt.

(red.)

Scan den QR-Code

Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 15. Juli 2024 18:47
aktualisiert: 15. Juli 2024 18:47