Dank dem Gefängnis die Passion für Pferde entdeckt
Quelle: Tele 1
«Das war jetzt gar nicht fair, du hast mich gebissen.» Allzu wütend wird der Gefangene dem Schimmel für dessen unliebsame Aktion nicht sein. Dafür liebt er die Tiere zu sehr. Seit Mai kümmert er sich um die rund 75 Pferde und Fohlen im Wauwilermoos. Zu Beginn durchaus mit einem gewissen Respekt.
Doch bereits nach kürzester Zeit hat der Häftling seine Passion für die Pferde entdeckt. Mittlerweile ist er überzeugt, dass er auch nach seiner Zeit im Strafvollzug mit den Tieren zu tun haben möchte. Ein Pferd hat es ihm besonders angetan, «King». «Er nimmt es immer gelassen, locker und will auf keinen Fall Stress haben.»
Grösster Bio-Betrieb des Kantons
Die Justizvollzugsanstalt (JVA) Wauwilermoos ist aber weitaus mehr als ein Gefängnis mit Pferdehof. Die Vielfalt der Einrichtung beleuchten wir deshalb in unserer Gefängnisserie. Die JVA erstreckt sich zwischen Sursee und Schötz auf einem Gebiet von 150 Hektaren, also ungefähr 200 Fussballfelder. Es ist der grösste Bio-Landwirtschaftsbetrieb des Kantons Luzern. Nebst Kühen, Kälbern und Kleintieren werden beispielsweise auch Karotten angepflanzt. Die Produkte landen bei Grossverteilern und auch im Hofladen der JVA. Im Weiteren besteht das Gebiet aus einem Wasser- und Zugvogelreservat.
Die 68 Eingewiesenen sind aus unterschiedlichsten Gründen hier. Manche durften nach dem Aufenthalt im geschlossenen Vollzug ins Wauwilermoos in den offenen Vollzug wechseln. Andere verbringen ihre gesamte Haftzeit hier. Ihnen allen wird aber eine tiefe Gefahr zur Flucht oder für die Öffentlichkeit attestiert.
«Dort und hier ein Ausländer»
Weshalb der für die Pferde zuständige Mann in der JVA sitzt, möchte er nicht sagen. Draussen habe er Fehler gemacht. Bis im Mai ist er im Wauwilermoos, dann muss er die Schweiz für fünf Jahre verlassen. «Die Familie ist hier, die Kinder sind hier, meine Frau ist hier. Ich muss schauen, wie ich im Kosovo zurechtkomme.» Er sei in der Schweiz aufgewachsen, sei hier und im Kosovo ein Ausländer. Halt werden ihm in der Zukunft hoffentlich auch die Pferde geben. Er möchte mit Tieren arbeiten. «Auf einem grossen Bauernhof, wieso nicht?»