Leute gehen weniger in Klubs: «Steil gehen ist nicht mehr so gefragt wie früher»
«Man muss sich den neuen Generationen immer anpassen», erzählt Yannick Müller, Geschäftsleiter des ROK Klubs Luzern, gegenüber PilatusToday und Tele 1. Denn auch das ROK merke einen Rückgang bei den Klubgängern. Dahinter lägen verschiedene Ursachen.
Gesunder Lifestyle
Müller erklärt, dass sich nach Corona viel geändert habe. «Zum einen haben wir das Gefühl, dass die Leute gesünder unterwegs sind. Sie gehen lieber früher in den Klub und dafür auch wieder früher nach Hause.» Viele wollen den Sonntag vielleicht wandern gehen, ergänzt er. Tanzen bis sieben oder acht Uhr morgens komme nicht mehr so oft vor.
Ausgang am Donnerstag fällt weg
Die Bereitschaft, mehrere Tage nacheinander in den Ausgang zu gehen, sei auch nicht mehr dieselbe. Sam Alge, Geschäftsführer des Klubs «Das weisse Schaf», sagt: «Früher gingen die Leute auch am Donnerstag viel in den Ausgang. Jetzt ist es nur noch auf das Wochenende fokussiert.»
Nicolas Gomez, Geschäftsführer der Bar 59, erklärt die Lage wie folgt: «Als Bar- oder Klubbetreiber ist es, als ob man mit einem kleinen Segelboot um die Welt reist. Es gibt viele Höhen und Tiefen.»
Aufkommende Daydances
Um früh im Bett zu sein, könne man an Daydances, der Alternative zum Nachtleben. «Daydances spriessen überall aus dem Boden wie Pilze», so Müller. Mit dem Aufkommen der Daydances sinkt die Besucheranzahl der Klubs.
Verändertes Konsumverhalten
Auch das Konsumverhalten habe sich verändert. Man fährt eine gesündere Schiene. So werde das bekannte Redbull-Getränk immer weniger konsumiert. Dafür greifen die Klubgänger eher zur gesünderen Variante, dem Mate. Viele verzichten mittlerweile auch gänzlich auf alkoholische Getränke. «Die Leute gehen eher gemütlich etwas trinken. Steil gehen ist nicht mehr so gefragt wie früher», meint Alge.
Online-Dating als Rivale der Klubs
Einen weiteren Grund für den Rückgang sieht Alge beim Onlinedating. «Früher musste man unter die Leute, um jemanden kennenzulernen. Heute kann man das von zu Hause aus machen.» So seien die Klub- und Barbesucher im Ausgang, um sich mit Freunden zu treffen und dabei bedient zu werden.
Zürich mit grösserem Klubangebot
«Zudem habe ich das Gefühl, dass wir seit den letzten paar Jahren aufpassen müssen, dass uns die Leute nicht nach Zürich abhauen.» Diese Gefahr sei Müllers Ansicht nach auf das geschrumpfte Nachtleben in der Stadt Luzern zurückzuführen. Viele Klubs hätten vor Jahren schliessen müssen. Die Leute gingen nach Zürich, wo man jedoch schnell 30 bis 50 Franken für einen Eintritt zahlt.
Gianluca Pardini, Geschäftsleiter der IG Kultur Luzern und Bar- und Klubkommission, bestätigt den Rückgang der Klubgänger. «Einerseits hat sich das Ausgehverhalten verändert, andererseits fehlt vielleicht aufgrund der dreijährigen Einschränkungen durch Corona eine Generation, die das Klubleben nicht kennenlernen konnte.»
Bewilligungen schwer zu erhalten
Um dem Rückgang entgegenzuwirken, müssen die Klubs hart dagegen arbeiten, erzählt Müller. Daydances zu führen sei beispielsweise für viele Klubs fast nicht möglich. In Luzern sei es schwierig, bei Off-Locations an Bewilligungen zu kommen. In Zürich sei es vergleichsmässig gut möglich. «Wir kämpfen in Luzern andauernd mit Bewilligungen wegen des Lärm Problems.»
Die Hände seien den Klubführern jedoch nicht komplett gebunden. «Das Einzige, das wir machen können, ist das musikalische Angebot anpassen, einen guten DJ engagieren, tolles Programm führen und mit durchdachten Konzepten den Klub attraktiv gestalten.» Dies funktioniere gut. Doch: «Es ist eine grosse Hektik. Man muss immer am Puls der Zeit bleiben.»
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