Zentralschweiz
Luzern

Luzerner bei Sturm in Florida: Er erlebte «Milton» hautnah mit

Hautnah aus Cape Coral

«Haben unser Haus verbarrikadiert»: So erlebte ein Luzerner den Hurrikan Milton

Shana Meister, Janis Schaller, 11. Oktober 2024, 13:30 Uhr
«Mein letzter Blick nach draussen, bevor ich mich ins Haus verbarrikadierte und es draussen ungemütlich wurde», so schildert der Luzerner Dani diese Momentaufnahme. Er hielt uns während des Hurrikans auf dem Laufenden.
© zVg/Dani Thommen
Am frühen Donnerstagmorgen (Schweizerzeit) ist der Hurrikan «Milton» an der Westküste Floridas eingetroffen. Unter den Bewohnern ist auch ein Luzerner Auswanderer, der seit über 20 Jahren in Cape Coral lebt. Er hat uns regelmässig Updates geschickt und damit einen hautnahen Einblick in die Situation vor Ort gegeben.

«Es ist jetzt 06.37 Uhr am Mittwochmorgen und noch ist es ruhig draussen», so PilatusToday-Leser Dani. Er ist in Luzern geboren und aufgewachsen, lebt nun seit bald 20 Jahren in Cape Coral, am Golf von Mexiko im US-Bundesstaat Florida. Der Bundesstaat, in dem bis vor Kurzem der Hurrikan Milton wütete.

Wie Dani erzählt, habe er, wie auch die gesamte Nachbarschaft, sein Haus verbarrikadiert. Rund um das Haus habe er sogenannte «Hurricane-Shutters» installiert. Also Metallstangen, die verhindern sollen, dass Türen und Fenster durch fliegende Gegenstände und den starken Wind eingeschlagen werden.

Türen und Fenster hat Dani schon im Vorhinein gesichert.

© PilatusToday

Mittwoch, 06.39 Uhr / Ortszeit Cape Coral

«Es wird immer windiger, der Himmel ist grau und wolkig und die Strassen leer.» Für Dani ist es nun Zeit, sich im Haus zu verschanzen. Er fühle sich gut vorbereitet für den Hurrikan. Er weiss, dass er in den nächsten Stunden mehrfachen einen Stromausfall haben wird und auch der Internetanschluss abstürzen dürfte.

Dani geniesst noch den letzten Kaffee an der frischen Luft, bevor er sich dann für mehrere Stunden im Haus verschanzt. 

© PilatusToday

Mittwoch, 11.01 Uhr / Ortszeit Cape Coral

«Jetzt ertönte von der nahen High-School gerade die Sirene, Wetter-Alarm und Blitzwarnung.» Mittlerweile habe es auch angefangen zu regnen.

Die richtige Bedrohung werde erst gegen Abend erwartet, so Dani.

Mittwoch, 19.51 Uhr / Ortszeit Cape Coral

Dani sitzt gerade in seinem Wohnzimmer, erzählt er uns. Der Wind fegt mit 100 MPH, also rund 160 km/h durch seine Gegend. Der Strom fiel bereits mehrere Male aus, dies jedoch immer nur für kurze Zeit. Dani sieht aufgrund der Abdeckungen nicht nach draussen. In seinen Sprachmemos ist jedoch der gewaltige Wind zu hören, der immer wieder gegen die Fenster und Türen peitscht. Momentan läuft der Fernseher und somit der Strom noch. «Ich bin jedoch ausgerüstet, die Kerzen stehen bereit», so Dani.

Ein Screenshot von Dani zeigt, wie der Hurrikan näher und näher kommt. 

© PilatusToday

Mittwoch, 23.41 Uhr / Ortszeit Cape Coral

«Ich stehe gerade in meiner Garage.» Der Hurrikan tobt. In den Nachrichten habe er vernommen, dass es mittlerweile im 200 km entfernten Tampa massive Überschwemmungen gegeben hat. Dieses Gebiet wurde bereits im Vorhinein als Hochrisikogebiet eingestuft. Cape Coral dürfte es weniger hart treffen als andere Städte in Florida, da es höher gelegen ist, erklärt Dani. Trotzdem: «Wenn ich morgen aufstehe, erwarte ich, dass draussen vieles zerstört wurde und auch Pflanzen entwurzelt sind.»

«Das Garagentor möchte ich momentan definitiv nicht aufmachen, der Wind hämmert noch immer an die Türen.» Bei Dani sei mittlerweile x-fach der Strom ausgefallen, ihm gehe es jedoch soweit gut.

Donnerstag, 02.41 Uhr / Ortszeit Cape Coral

«Jetzt ist es rund halb 3 in der früh und der Wind hat aufgehört. Im TV sehe ich, dass es immer noch wild zu und her geht in Orlando und Daytona Beach.» Noch immer verschanzt sich Dani in seinem Haus.

«Das war massiv und krass. Glücklicherweise war ich im Haus und abgeschottet.» Die wirkliche Zerstörung werde dann erst am Morgen ersichtlich sein, wenn es wieder hell wird und der Sturm vorüber ist.

Donnerstag 21.58 Uhr / Ortszeit Cape Coral

«Wir hatten wirklich Glück hier», berichtet Dani in seinem letzten Update aus Florida. Weder der Strom noch das Internet hätten grosse Ausfälle gehabt. «Als ich am Morgen das Garagentor öffnete, sah ich die Zerstörung. Der Wind hat mächtig gewütet. Pflanzen und Bäume wurden umgeknickt wie Streichhölzer. Ich habe jetzt den ganzen Tag draussen gearbeitet und aufgeräumt.»

«Es geht mir gut, das Dach und die Fenster haben gehalten. Wir haben es verhältnismässig gut überstanden. Nicht weit weg von uns sieht es ganz anders aus.» In einer Ortschaft 20 Minuten von Cape Coral entfernt wurden Autos umhergewirbelt und die Boote vom Wind aus den Gewässern gehoben. Zwei Autostunden entfernt von Dani wurde das Baseballstadion der Tampa Bay Rays abgedeckt.

Der heutige Tag sei ziemlich sonnig gewesen. «Bei den Aufräumarbeiten wurde ziemlich geschwitzt. Hurrikan ‹Milton› ist Geschichte und ich gehe jetzt wieder langsam ins Bett.»

Die Bilder der Zerstörung aus Florida

Der Hurrikan «Milton» hat die Westküste Floridas mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 193 km/h erreicht. Während der Luzerner Dani den Hurrikan verhältnismässig gut überstehen konnte, gibt es traurige Neuigkeiten aus anderen Städten in Florida: Laut amerikanischen Medienberichten gibt es am Freitagmorgen (Schweizerzeit) 16 bestätigte Todesfälle. Zudem seien rund drei Millionen Menschen, die nicht rechtzeitig evakuiert werden konnten, ohne Strom.

Inzwischen ist Hurrikan «Milton» weiter stark abgeschwächt in den Atlantik gezogen.

Quelle: Reuters / CH Media Video Unit / David Walder

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Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 11. Oktober 2024 11:14
aktualisiert: 11. Oktober 2024 13:30