Massenentlassung in Wolhusen? Stewo stellt Geschenkpapier-Produktion ein
Bereits im Mai des vergangenen Jahres musste der Wolhuser Geschenkpapierhersteller Stellen streichen. Die Zukunft des Unternehmens stand deshalb aber nicht infrage, versicherte Marketingchef und Geschäftsleitungsmitglied Daniel Schaffo im Mai 2023 gegenüber der «Luzerner Zeitung».
Firma war bereits vergangenes Jahr unter Druck
Dabei betonte Schaffo, dass das Unternehmen unter Druck steht. Dies unter anderem aufgrund der hohen Kosten für Strom, Papier, Farbe, Lösungsmittel und Transport. Um Stromkosten zu sparen, stellte die Firma ihre Maschinen für mehrere Wochen ab. Zudem entliess man bereits vereinzelt Mitarbeitende. Trotz des «unumgänglichen Stellenabbaus» von 2023 machte sich das Unternehmen um dessen Zukunft noch keine Sorgen.
Produktion wird verlagert und neu organisiert
Rund ein Jahr später sieht nun alles anders aus. In einer Mitteilung vom Mittwoch, die der Redaktion von PilatusToday und Tele 1 vorliegt, schreibt die Geschäftsführung: «Die bisherige Produktion und Logistik am Standort Wolhusen werden bis Ende März 2025 in Stufen verlagert und neu organisiert.» Das heisst wohl: Die Produktion am Standort Wolhusen wird eingestellt. So wird es gegenüber der Redaktion auch von internen Quellen bestätigt. Dies, weil sich die Situation mit dem starken Franken gegenüber dem Euro für das exportabhängige Unternehmen in den vergangenen Jahren immer weiter verschärft habe, so die Geschäftsführung in der Mitteilung.
Wohin die Logistik und die Produktion genau verlagert werden, ist aus der Mitteilung nicht zu entnehmen. Auf jegliche Anfragen von PilatusToday und Tele 1 reagierten weder Stewo noch die Geschäftsleitung der deutschen Inhaberfirma Schneider Gruppe, man gebe im Moment «absolut keine Auskunft», so ein Telefonmitarbeiter.
Grossteil der Belegschaft entlassen
Nach den Entlassungen des vergangenen Jahres arbeiteten noch rund 70 bis 75 Mitarbeitende im Betrieb in Wolhusen. Aus gut informierten Quellen ist der Redaktion bekannt, dass künftig jedoch nur noch rund 15-20 Stellen übrig bleiben sollen – also müssten rund 60 Mitarbeitende das Unternehmen verlassen. Weder Stewo noch die Schneider Gruppe wollten zu diesen Zahlen Stellung nehmen. Auch ob die 60 Mitarbeitenden entlassen werden oder ihnen an einem anderen Standort eine Weiterbeschäftigung angeboten wird, ist noch unklar. Wie Stewo am Mittwoch in der Mitteilung jedoch schreibt, werden für «die betroffenen Mitarbeitenden individuelle Lösungen gesucht, um den Übergang zu erleichtern». Der Gemeinderat von Wolhusen spricht im Interview mit PilatusToday und Tele 1 von 56 Mitarbeitenden, die vom Umbau betroffen seien. Wie viele davon effektiv die Kündigung erhalten werden, sei aber noch nicht klar.
Qualität soll bleiben
«Dieser Schritt sichert die langfristige Wettbewerbsfähigkeit der Marke», wird Patrick Stalder, Mitglied der Geschäftsleitung, in der Mitteilung zitiert. Und auch Jan Schneider, Verwaltungsratspräsident, sagt: «Diese Veränderung ist eine Chance und unsere Kunden können sich darauf verlassen, dass die gewohnte Qualität und Zuverlässigkeit von Stewo unverändert bestehen bleiben.» Stewo möchte trotz der Veränderung ein starker und verlässlicher Partner bleiben.
«Eine Hiobsbotschaft»
Auch der Gemeinderat von Wolhusen wurde von der geplanten Schliessung überrascht. «Wir wurden am Dienstag über eine geplante Sitzung mit dem Vorstand der Stewo informiert und aus heiterem Himmel mit dieser Nachricht konfrontiert», so der Vize-Gemeindepräsident Gregor Kaufmann. Für den Gemeinderat steht nun die Zukunft der betroffenen Mitarbeitenden im Fokus. Zusammen mit der Firma sollen rasch Lösungen gesucht und gefunden werden. «Natürlich wird es dabei Personen geben, welche mehr Mühe haben werden. Dabei kommt uns jedoch der Fachkräftemangel entgegen», so Kaufmann.
Wie gross der Einfluss der Schliessung auf den Wirtschaftsstandort Wolhusen sein wird, sei aktuell noch schwierig abzuschätzen. Sagt Kaufmann, der ebenfalls als Mitglied in der Wirtschafts-Förderungs-Kommission der Gemeinde sitzt. «Aber natürlich ziehen solche Ereignisse stets einen Rattenschwanz für das lokale Gewerbe mit sich.»
Trotz allem sei man jedoch froh, dass für die Lernenden bereits Lösungen gefunden wurden – diese sollen ihre Ausbildung abschliessen können.
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