Zentralschweiz
Luzern

Pendelnde über Rothenburg bezahlen der SBB seit Wochen zu viel wegen einer technischen Panne der Tarifzonen

Das kannst du dagegen tun

Warum Pendelnde über Rothenburg der SBB seit Wochen zu viel bezahlen

Janis Schaller, 7. Januar 2024, 15:01 Uhr
Wer von Luzern aus in Richtung Ruswil / Buttisholz via Rothenburg Station fahren möchte, bezahlt derzeit eine Tarifzone zu viel.
© LZ / Boris Bürgisser
Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember hat die SBB-App eine Störung. Bemerkt hat man den Fehler zwar, korrigiert aber nicht. Dafür zahlreiche Kundinnen und Kunden zu viel bezahlen lassen – und sogar Bussen fürs Schwarzfahren verteilt. Die SBB verteidigt sich.

Wer aus den Rottaler Gemeinden Buttisholz, Ruswil oder Hellbühl nach Luzern fahren will und die Verbindung über Rothenburg Station wählt, staunt nicht schlecht. Dass die Preise für den öffentlichen Verkehr ansteigen würden, war bekannt – aber 1.30 Franken mehr pro Fahrt für die drei Zonen? Schon sehr viel – ganze 25 Prozent.

Doch bei genauerem Hinschauen wird einem klar, da werden einem fünf anstatt vier Zonen verrechnet. Der Grund: Ein Fehler in der SBB-App. Dies bestätigen der Verkehrsverbund Passepartout und die SBB gemeinsam auf Anfrage von PilatusToday und Tele 1. Aber beginnen wir von ganz vorne.

Rothenburg ist ein Knotenpunkt für das Luzerner Rottal

Der Bahnhof Rothenburg Station ist zu Stosszeiten und in der Nacht ein wichtiger Umsteigebahnhof für die Entlastungsbusse aus der Region Rottal und Neuenkirch. Täglich wird der Bahnhof von Pendelnden und Tagesausflügler genutzt, um dem Verkehrschaos rund um die Stadt Luzern zu entkommen. Das Lukrative: Der Bahnhof liegt genau auf der Zonengrenze. Das heisst, er kann von allen angefahren werden, die ein Zonenbillett oder -abo der Zonen 26 oder 10 haben.

Der Bahnhof Rothenburg Station liegt genau auf der Zonengrenze.

© Passepartout

Was ist bei dem Bahnhof jetzt das Problem?

Das Problem besteht seit dem Fahrplanwechsel. Wie man dem Zonenplan entnehmen kann, hat sich an der Aufteilung nichts geändert. Der Bahnhof liegt nach wie vor auf der Zonengrenze. Fährt man von Luzern ins Rottal via Rothenburg, wird aber eine Zone zu viel verrechnet. Die Zonen 10, 23, 33 und 26. Letztere wird aber gar nicht befahren.

PilatusToday hat am 19. Dezember beim Tarifverbund Passepartout nachgefragt. Diese schoben das Problem der SBB zu: «Es handelt sich um einen technischen Fehler im ihrem System, der momentan behoben wird.»

Kurze Zeit später berichtete uns eine Leserin aus dem Rottal, dass sie am Bahnhof Rothenburg Station mit 75 Franken gebüsst wurde. Der Grund: Die Zone 26 fehlte auf ihrem Zonenabo. Wie oben erwähnt, muss die Leserin jene Zone aber eigentlich gar nicht lösen, weil sie nicht befahren wird.

Wie reagierte die SBB?

Auf erneute Nachfrage von PilatusToday, diesmal bei der SBB selber, rückte man mit dem tatsächlichen Problem raus. «Der Fehler im System wurde am 19. Dezember 2023 festgestellt und unseren Systemverantwortlichen gemeldet», schreibt die SBB. Da für die Fehlerbehebung aber mehrere Fachstellen in die Fehlerbehebung involviert wären, sei eine Korrektur über die Festtage nicht möglich gewesen, heisst es weiter.

Jeden Mittwoch würden die Systeme aktualisiert – ausser eben zwischen Weihnachten und Neujahr. Das letzte Update war also am 20. Dezember. Das nächste? Am Mittwoch, 10. Januar. Dazwischen haben alle Reisenden aus dem Rottal, welche die Rothenburger-Strecke wählten, zu viel bezahlt oder wurden sogar gebüsst. «Wir bedauern, dass dieser Fehler zu Unannehmlichkeiten bei den Reisenden führt», schreibt die SBB auf Anfrage von PilatusToday und Tele 1.

Mit dem Fahrplanwechsel wird Rothenburg Station nun teilweise auch mit dem neuen Regio Dosto bedient. Doch der Wechsel brachte auch eine Problematik mit sich – zumindest für jene Passagiere aus dem Rottal.

© zVg / Verkehrsverbund Luzern

Warum hat niemand informiert?

Aber wenn der Fehler wissentlich über drei Wochen bestehen bleibt, hat die SBB immerhin informiert? Fehlanzeige. «Die Störungsmeldungen in der SBB Mobile App oder auf den Screens am Bahnhof sowie in den Zügen und Bussen sind der Kundeninformation im betrieblichen Störungsfall vorbehalten, wenn eine Vielzahl von Reisenden betroffen ist.» Das sei in diesem Fall nicht gegeben. Zu viele Störungsmeldungen würden die wirklich essenziellen zunehmend unsichtbar machen. Weiter schreibt sie: «Eine begrenzte Zielgruppe mittels dieser Kanäle über bertriebliche Einschränkungen zu informieren, wäre nicht möglich und nicht zielführend.»

So kannst du dich wehren

«Wenn die Kundin ein gültiges Zonenabo der Zonen 10/23/33 besitzt und trotzdem gebüsst wurde, wäre dies selbstverständlich nicht korrekt», sieht auch der Bahnbetrieb ein. Für die Reisenden, die in dieser Zeit gebüsst wurden oder zu viel bezahlt hätten, gäbe es die Möglichkeit, sich beim Kundendienst der SBB zu melden.

Für jene Reisenden, die bis zum kommenden Mittwoch die Strecke fahren, rät die SBB, ein Ticket der Direktverbindung zu lösen. Also jene der Linie 61. «Das Kontrollpersonal der SBB wurde über den Fehler im System informiert und ist entsprechend sensibilisiert.» Gebühren fürs Schwarzfahren sollten nun also Geschichte sein.

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 6. Januar 2024 17:22
aktualisiert: 7. Januar 2024 15:01