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Sportplätze in Willisau, Schüpfheim und Kriens: Wie umweltfreundlich ist der Kunstrasen-Boom ?

Mikroplastik wegen Sportplätzen?

Willisau, Schüpfheim und Kriens: Gibt es einen Kunstrasen-Boom?

Jonathan Ernst, 23. Juli 2024, 07:27 Uhr
Kriens erhält im Kleinfeld einen weiteren Kunstrasen, Horw baut einen aus Kork und Willisau stimmt schon bald über sein Kunstrasenprojekt ab.
© KEYSTONE/LUKAS LEHMANN
Kriens erhält im Kleinfeld einen weiteren Kunstrasen, Horw baut einen aus Kork und Willisau stimmt schon bald über sein Kunstrasenprojekt ab. Ein Trend zeichnet sich ab, doch wie umweltfreundlich ist dieser?

Der Sportplatz als Politikum

Es sei ein «Meilenstein in der Realisierung eines Kunstrasenfeldes auf der Sportanlage Schlossfeld», schreibt die Willisauer Regierung in einer Mitteilung. Gemeint ist die unterzeichnete Leistungsvereinbarung von Vertretern der Stadt und des FC Willisau. Damit fehlt nur noch das «Ja» der Gemeindeversammlung, welche im November über den Sonderkredit dazu entscheidet. Dann könne der neue Sportplatz ab dem nächsten Jahr gebaut werden.

Eine Abstimmung über ein Kunstrasenprojekt könnte es auch in Schüpfheim geben. Erst nach Verhandlungen zwischen Gemeinde, Verein und Anwohnenden zogen letztere eine Beschwerde zurück. Darum wird das Stimmvolk in Schüpfen möglicherweise noch dieses Jahr darüber abstimmen können.

Auch in Kriens und Horw sind Kunstrasenprojekte geplant. In Kriens wird beim Kleinfeld ein Naturrasen durch einen Kunstrasen ersetzt. Schon im Herbst soll mit den Bauarbeiten gestartet werden, schreibt die Stadt in einer Mitteilung.

In Horw soll ein alter bestehender Kunstrasen durch einen moderneren ausgetauscht werden. Anstatt Gummigranulat gibt es Korkgranulat, welches den Rasen grüner machen soll – im ökologischen Sinne.

Wie war das nochmals mit dem Mikroplastik?

Gummigranulat, das sind die kleinen schwarzen Kügelchen, die man nach dem Fussballspielen in den Schuhen findet. Doch das ist nicht der Grund, warum diese schon lange kritisiert werden. Sie seien eine massgebliche Ursache für die Entstehung von Mikroplastik.

Geschätzte 16'000 Tonnen Mikroplastik werden in Deutschland laut der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) durch Kunstrasen verursacht. Darum darf in der EU ab 2031 kein Gummigranulat mehr eingesetzt werden. Die Schweiz könnte bald mit einem ähnlichen Gesetz nachziehen.

Darum mache der Wechsel von Gummi zum natürlichen Kork in Horw durchaus Sinn, erklärt der Geschäftsführer Pascal Beerli vom Zuger Kunstrasenhersteller «XL-Turf». Insgesamt gehe der Trend aber in Richtung «unverfüllter» Kunstrasen. Dabei ist gar kein Granulat nötig. Diese sind zwar teurer, dafür aber deutlich umweltfreundlicher und günstiger im Unterhalt.

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«Die Nachfrage ist sehr stark», sagt Beerli. «Es werden damit viele alte Kunstrasenplätze ersetzt, aber auch viele neue gebaut. Auch Naturrasen werden damit ersetzt, wie zum Beispiel in Kriens. Horw sei mit der Korkfüllung eher ein Einzelfall.

Wie stark der Abrieb von Kunstrasen ohne Granulatkügelchen zu Mikroplastik führe, müsse noch besser erforscht werden. Erste Studien zeigten aber die Tendenz: «Je weniger Fremdkörper desto besser. Denn das Fremdmaterial kann auf Kunstfasern einwirken.»

Ungefüllte Kunstrasen scheinbar ökologischer als Naturrasen

Eine Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) hat im Auftrag der Stadt Zürich die Aussagen des Kunstrasenherstellers bestätigt. Berücksichtigt man, dass der unverfüllte Kunstrasen häufiger benützt werden kann als der Naturrasen, sei dessen Ökobilanz sogar besser. Schliesslich müssen diese beispielsweise nicht gewässert werden.

Weiter müsste auch die Auswirkung auf das lokale Klima berücksichtigt werden, da der kühlende Effekt von Naturrasen wegfällt. Diesbezüglich hat Zürich bereits weitere Studien in Auftrag gegeben.

Es gibt also noch einige offene Fragen, deren Antworten den Trend – und gewisse regionale Abstimmungen – beeinflussen könnten.

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 23. Juli 2024 07:27
aktualisiert: 23. Juli 2024 07:27