Asiaten waren nie auf Platz 1: Wie die Tourismussituation täuscht
Nein, sagt Marcel Perren, Direktor von Luzern Tourismus. Denn: «Die Amerikaner waren schon immer Nummer eins der Auslandstouristen.» Der Eindruck, dass die asiatischen Gäste in der Überzahl sind, täuscht also. «Dabei muss aber von Logier- und Tagesgästen unterschieden werden», führt Perren aus. So seien in der Statistik nur Gäste aufgelistet, die mindestens eine Nacht in Luzern schlafen. Tagesaufenthalte, die besonders bei Asiaten beliebt sind, sind nicht festgehalten.
44 Prozent mehr amerikanische Touristen
Aber dennoch: Die Zahlen von amerikanischen Touristen steigen, und zwar rasant. Vergangenes Jahr waren laut Perren knapp 20 Prozent mehr Amerikaner in der Leuchtenstadt als noch im Vorjahr. Der Anstieg der asiatischen Gäste beträgt für den gleichen Zeitraum lediglich drei Prozent.
Vor-Corona-Zahlen übertroffen
Noch klarer wird der Unterschied, wenn man die Jahre vor der Coronapandemie zum Vergleich zieht. Die Anzahl amerikanischer Gäste hat sich gegenüber 2019 um 44 Prozent gesteigert. Gäste des asiatischen Markes sind noch immer unter dem Niveau von 2019, erklärt Perren.
Der grösste Rückgang seit 2019 stellt Luzern Tourismus bei den Logiernächten der Chinesen statt. «Dort sind es nur noch die Hälfte.» Auch Indien als wichtiger Markt habe sich um rund einen Fünftel verkleinert. Generell verzeichnet Luzern Tourismus einen Rückgang von 30 Prozent bei den asiatischen Gruppenreisen.
Unterschiedliche Art, zu reisen
Der Rückgang der asiatischen Touristen erklärt sich Perren durch verschiedene Faktoren. «Zum einen hat China aktuell wirtschaftliche Sorgen», weshalb die Chinesen oft aufs weite Reisen verzichten. Andererseits habe sich die Art, wie man reist, verändert. Hier liege auch der grosse Unterschied zwischen den amerikanischen und asiatischen Touristen.
«Asiatische Gäste reisen gerne in grossen Gruppen.» Auch deshalb nimmt man sie in der Stadt häufig als sehr präsent wahr. «Gerade am Schwanenplatz steigen sie oft aus Cars aus und fallen somit auf.» Zudem hätten sie ein volles Programm und wenig Zeit. Deshalb entfällt meist auch eine Übernachtung (weshalb die Zahlen nicht auf der Statistik aufgeführt sind).
Im Gegenzug bevorzugen US-Amerikaner eine individuelle Reise. «Im Schnitt verbringen amerikanische Gäste 2,4 Nächte in der Stadt Luzern», weiss Perren. Was Perren aber auch feststellt: «Aktuell sind die Viking Cruises sehr beliebt.» Damit meint Perren die Kreuzfahrtschiffe. Oftmals nutzen amerikanische Gäste diese und reisen bei einem Halt einige Tage nach Luzern, bevor sie zurück zum Schiff und von dort aus weiterziehen. Zudem würden sich die US-Amerikaner mehr für geschichtliche Aspekte interessieren und Museen oder Dampfschiffe besuchen.
Schweizer Touristen sind nach wie vor auf Platz 1
Obwohl die US-Amerikanerinnen und US-Amerikaner immer häufiger Luzern entdecken möchten, stehen an der Spitze der Logiergäste nach wie vor die Schweizer Gäste. China befinde sich erst auf Platz neun, so Perren.
Nun hofft Perren auf viele weitere Sonnentage. Obwohl die Luzerner Hotels mit einer Auslastung von 85 bis 90 Prozent gut gebucht sind, macht das bisher unbeständige Wetter vor allem dem Berg- und Wassertourismus Sorgen. «Auf den Bergen und Schiffen hatten wir bisher nicht viele Touristen», bilanziert Perren die ersten Sommerwochen. Aber dies werde sich nun hoffentlich noch ändern. «Der Sommer ist ja noch nicht vorbei.»