Zentralschweiz

«Wir sind geschockt und traurig zugleich»

Absage «Bahnhof-Guuggete»

«Wir sind geschockt und traurig zugleich»

Vanessa Zemp, 22. September 2023, 10:57 Uhr

Quelle: Tele 1 / PilatusToday / David Migliazza

Die Bahnhof-Guuggete hat sich in den letzten Jahren zu einem Grossanlass entwickelt. Die immer strengeren Auflagen der Behörden werden der Luzerner Tradition zum Verhängnis. Nun ist die «Bahnhof-Guuggete» 2024 abgesagt. Der Schock bei den Fasnächtlern sitzt tief.

Seit über 30 Jahren, immer am zweiten Samstag nach Neujahr, erklang im Bahnhof Luzern ein Guuggenmusig-Konzert der Superlativen. «Dieser Samstag ist ein fester Bestandteil in unserem Terminkalender», so Joel Gilli, Tambourmajor des Guggenvereins «Födlitätscher Lozärn». Seit gut 20 Jahren spielt die Guggenmusig an der «Bahnhof-Guuggete» mit. Dieser Entscheid komme aus heiterem Himmel. «Wir sind geschockt und traurig zugleich.»

Mit ähnlichen Emotionen ist Fabio Fraschina, Präsident der Guggenmusig Rotseemöven, am Mittwochmorgen aus dem Bett gestiegen. Der Verein hat den Anlass damals als einer der wenigen Vorfasnachtsanlässen in der Stadt Luzern ins Leben gerufen. Die Absage der «Bahnhof-Guuggete» sei für den Verein nur schwer zu verstehen. «Für uns ist es ein Highlight, das jetzt einfach verschwindet.»

Nach zwei Jahren Corona bedingter Pause war die «Bahnhof-Guuggete» mitte Januar dieses Jahr wieder gut besucht.

Quelle: PilatusToday/Rahel Wirz

Grund für die Absage sei das stetig wachsende Publikum, welches die Veranstaltung mittlerweile zum Grossanlass gemacht hat. Bei diesem Andrang sei es schwer, die Sicherheit zu gewährleisten, heisst es in der Mitteilung des Vereins Bahnhof Guuggete vom Mittwochmorgen. An der letzten «Bahnhof-Guuggete» konnten die Fluchtwege aufgrund der hohen Besucheranzahl nicht garantiert werden. Zum Entschluss gekommen ist der Verein zusammen mit der SBB und den Behörden.

«In den Anfangszeiten besuchten nicht mal 100 Leute die Bahnhof-Guuggete. Heute hingegen ist es extrem eng im Bahnhof Luzern», sagt Werner Rast Präsident des Vereins Bahnhof Guuggete. Über die genaue Besucheranzahl am letzten Anlass wisse der Verein nicht Bescheid.

Rekordzahlen an der Fasnacht 2023

Dass immer mehr Besucherinnen und Besucher an die Luzerner Fasnacht gehen, zeigen auch die Rekordzahlen der letzten Fasnacht. 25'000 Menschen besuchten am Donnerstagmorgen die Tagwache. Rund 45'000 waren am Fritschi-Umzug. Zum Vergleich, im Jahr 2019 waren 38'000 Fasnachtsfans dabei.

Dass trotz der hohen Besucherzahlen auch andere Fasnachtsanlässe gefährdet sind, glaubt Robert Marty der «Vereinigten» nicht. Nach zwei Jahren Corona-Pause habe man mit vielen Besucherinnen und Besuchern gerechnet. «Trotz Rekordzahlen war die Sicherheit an der letzten Fasnacht garantiert.» Nun bleibe es abzuwarten. «Nächstes Jahr haben wir einen Vergleich.»

Dass Sicherheit an erster Stelle stehen soll, findet auch Joel Gilli. Trotzdem sei es schade, dass der Verein Bahnhof Guuggete zusammen mit der SBB und den Behörden nicht auf einen gemeinsamen Nenner gekommen sind. «Dieser Anlass hat jahrelang funktioniert, ich frage mich, warum es plötzlich nicht mehr klappt.»

Dank grosser Solidarität der Guggenmusigen kann immerhin eine Vernissage mit ihren Kunstwerken durchgeführt werden. Für Guggenmusig Rotseemöven sei dies nur ein kleiner Trost und dennoch: «Für uns geht es um Brauchtum und Kultur. Der Bahnhof soll weiterhin dekoriert bleiben, deshalb machen wir an der Vernissage mit.»

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 20. September 2023 16:41
aktualisiert: 22. September 2023 10:57