Jashari bricht sein Schweigen: «Es war eine Lehre für mich»
Quelle: Pilatus Today / Janine Schaub
Ardon Jashari wirkt überrascht über die zahlreichen Medienvertreter, als er am Freitagmittag die Luzerner Swissporarena betritt. Doch er meistert den knapp einstündigen Interview-Marathon mit Radio-, TV- und Zeitungsvertretern und die anschliessenden Fotoshootings gewohnt souverän. Wüsste man es nicht besser, könnte man den Eindruck erhalten, es wäre nichts vorgefallen.
Flirt mit dem FCB hatte Konsequenzen
Doch dem ist überhaupt nicht so. Im Sommer ist auf der Luzerner Allmend so einiges vorgefallen: Ardon Jashari verhandelt zunächst heimlich mit dem FC Basel und war sich offenbar bereits über einen Wechsel einig. Um die Luzerner unter Druck zu setzen und den Transfer zu forcieren, bekräftige der damalige Captain in einem nicht autorisierten Zeitungsinterview öffentlich seine Wechselabsichten.
Quelle: PilatusToday/Andreas Wolf
Doch die Verantwortlichen des FCL blieben hart und legten ihr Veto ein. Ein Wechsel zu einem direkten Liga-Konkurrenten werde es nicht geben. So die klare Ansage. Doch damit war die Sache noch nicht ausgestanden für das Luzerner Eigengewächs. Jashari wurde als Captain abgesetzt und für zwei Spiele aus dem Kader der 1. Mannschaft verbannt.
Geplatzter Wechsel hat auch positive Seiten
Heute, rund zwei Monate nach dem ganzen Transfertheater, sagt der 21-Jährige: «Es war ein spezieller und turbulenter Sommer.» Er hätte mit dem FCB Kontakt gehabt. Die Basler seien ehrlich und konkret gewesen und hätten ihm aufgezeigt, was sie mit ihm vorhaben. «Ich spürte eine enorme Wertschätzung. Das ganze Projekt passte für mich. Für mich war die gleiche Rolle wie beim FCL angedacht.»
Doch dann kam das Veto des FCL und Jashari wurde klar: Den erhofften Transfer zum FCB muss er definitiv abschreiben. «Was heisst schon eine Welt zusammenbrechen?», sagt der Schweizer Nationalspieler auf die Frage, was das mit ihm gemacht habe. «Das gehört zum Fussball dazu. Es gibt immer wieder Transfers, die scheitern. Aber es war eine Lehre für mich. Wenn du so etwas schon in jungen Jahren erlebst, ist das sehr gut für den Kopf.»
Interview war kein Fehler
Das brisante Zeitungsinterview, das er hinter dem Rücken der FCL-Verantwortlichen gegeben hatte, bereut Jashari indes nicht. «In diesem Moment war es richtig, sonst hätte ich es nicht so gemacht.» Er betont allerdings, dass er das Interview wohl nicht nochmals in der genau gleichen Form geben würde. «Das Interview hat zu diversen Missverständnissen geführt. Viele Leserinnen und Leser haben bei einigen Punkten nicht ganz verstanden, wie ich das gemeint habe. Ich bin sehr stolz auf den Verein, der mich gross gemacht hat. Der Verein steht über allem.»
Nach den Vorkommnissen wurden beim FC Luzern diverse Gespräche geführt. Involviert waren nebst Sportchef Remo Meyer auch Trainer Mario Frick. Das Verhältnis sei nach wie vor gut. «Mir ist sehr wichtig, dass er mir gegenüber ehrlich ist. Und das ist der Trainer auch. Wenn meine Leistung nicht stimmt, bin ich einer der ersten, der kritisiert wird. Aber genau das möchte und erwarte ich auch in Zukunft. Ich sehe das nicht als Kritik, sondern als Wertschätzung. Es zeigt mir, dass der Trainer viel von mir hält.»
Mit oder ohne Captain-Binde? Für Jashari nicht relevant
Dass Jashari die Captain-Binde abgeben musste, stört den 21-Jährigen nicht im Geringsten, wie er mehrfach betont. Seine Mentalität, sein Charakter und sein Wille seien noch immer genau gleich wie vor dem Wechseltheater. «Mein Wort in der Mannschaft ist gross – ob ich mit oder ohne Binde auftrete. Ich war eineinhalb Jahre Captain dieser Mannschaft. Sie kennt meinen Charakter genau.»
Nichtsdestotrotz zeigt das FCL-Juwel Verständnis für alle, die ihm nach wie vor nicht verziehen haben. «Es gibt sicher den einen oder anderen Fan, der nicht begeistert ist, was da alles passiert ist. Das Einzige, was ich den Fans zurückgeben kann, ist meine Leistung auf dem Platz.» Und das macht der Mittelfeldspieler auf eindrückliche Art und Weise. Unterdessen ist er wieder unumstrittener Stammspieler beim FCL, der seinen Farben am Donnerstag einen Punkt in Basel gesichert hat.
Traum vom Transfer lebt weiter
Obschon sich bei den Luzernern scheinbar wieder alle lieb haben, bleibt eine Frage offen: Wie lange spielt Ardon Jashari noch in Blau-Weiss? Eine Frage, die der 21-jährige Nati-Spieler nur ausweichend beantwortet: «Das kann ich im Moment nicht sagen. Ich denke nicht an einen Transfer. Die Saison dauert noch lange, auch bis zur Winterpause dauert es noch etwas.»
Wichtig sei, die Leistung auf den Platz zu bringen. «Mein voller Fokus liegt auf den bevorstehenden Spielen. Ich möchte allen zeigen, was ich kann.» Trotzdem macht Jashari keinen Hehl daraus, dass seine Zeit bei Luzern nicht ewig dauern wird und er dereinst im Ausland spielen möchte. Wann dieser Wunsch in Erfüllung geht, weiss aktuell aber weder das Luzerner Eigengewächs noch der FCL.
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