Kantonale Schule will kein Wandbild einer nackten Frau
Wie die «Luzerner Zeitung» schreibt, wurde Bruno Blume, Autor und Vorstandsmitglied der Stadtluzerner Grünen, auf diesen Umstand aufmerksam. Das betroffene Künstlerinnenduo «VAAF» aus den Niederlanden wohnt während des Festivals bei Blume. Er findet die Begründung der Schule unglaubwürdig. Diese gibt an, dass sich die zwischen 16 und 19 Jahre alten Schülerinnen und Schüler an dem Motiv stören würden.
Weiteres Motiv abgelehnt
Auch ein Zweitentwurf wurde von der Schule abgelehnt. Dieser zeigt zwei sich berührende Hände, die das Venussymbol halten. Die Begründung für die erneute Ablehnung: die angebliche Verwendung christlicher Symbole. Das stünde konträr zu einer konfessionslosen Schule.
Blume kann diese Begründung nicht verstehen. Für ihn sei sie «rigide, rückwärtsgewandt, sexistisch und kunstfeindlich». Schliesslich seien in der Stadt auch weitere Beispiele von Nacktheit zu sehen, etwa in Dessous-Läden.
Motiv lässt Interpretationsspielraum
ZBA-Rektor Michael Bürgler weist in der Zeitung darauf hin, dass die Schule auch Integrationsangebote für Geflüchtete fördere. Diese hätten verschiedene Hintergründe und könnten die Sujets missinterpretieren. Es sei zwar der Auftrag der Schule, diese mit den Haltungen und Werten in der Schweiz vertraut zu machen, man müsse aber auch die Sozialisierung, den Glauben und die Herkunft der Lernenden beachten. «Die Frau ist dunkelhäutig, sie ist liegend, sie ist umgeben von einem Band. Der Interpretationsspielraum ist gross», sagt Bürgler. «Viele unserer Lernenden haben schreckliche und teilweise traumatische Erfahrungen auf ihrer Flucht gemacht», führt er aus. «Viele Lernende sind junge Männer mit einem völlig anderen kulturellen Hintergrund, gerade auch, was die Stellung der Frau betrifft.» Sie würden die hiesige Symbolik noch nicht verstehen.
Umfragen unter den Lernenden hätten etwa ergeben, dass viele im Venussymbol auf dem zweiten Sujet ein Kreuz und damit ein christliches Symbol sehen würden. Das Symbol sei nicht allen Kulturen geläufig, was zu Missverständnissen geführt hätte. Das spreche dann nicht für die Grundsätze einer konfessionslosen Schule.
Fumetto sieht Diskussion entspannt
Fumetto-Betriebsleiter Oliver Kielmayer sieht die ganze Diskussion entspannter: «Wir hätten mit dem Bild an diesem Standort überhaupt kein Problem gehabt.» Weder die Künstlerinnen noch das Fumetto sehen sich zensiert. Im Gegenteil, es habe für «spannende Grundsatz- und Detaildiskussionen» gesorgt. Man verstehe die Ansichten der Schule und der Lernenden: «Wir verstehen das vollkommen. Manchmal ist man in seiner eigenen Welt so drin, dass man die anderen Welten rundherum nicht mehr sieht.»
Man selbst hätte bereits über den Interpretationsspielraum des Motivs diskutiert. Dass man dieses missverstehen könnte, räumt er ein. Obwohl die Wand auf dem Pausenhof der Kantonalen Schule nun vorerst leer bleibt, wolle man mittelfristig dort ein Wandbild installieren. Dann zusammen mit der Schule und mit Kunstschaffenden des nächsten Festivals.
Die beiden aktuellen Motive sind nun vor der Kornschütte in Luzern zu sehen.
Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.
(ben.)