Verrückte Diamant-Apfelringe: Luzerner im Schweizer Design-Finale
Quelle: CH Media Video Unit / Ramona De Cesaris
Im ersten Moment läuft einem das Wasser im Mund zusammen. Die süssen Ringe, grün für Apfel- und orange für Pfirsichgeschmack, haben wir in der Kindheit tonnenweise gefuttert. Vom Reinbeissen ist hier jedoch dringend abzuraten. Auch wenn sie noch so täuschend echt aussehen, Zucker steckt in den Schmuckstücken von Benedict Häner nicht.
«Es ist eine Mischung aus Glas, Diamanten und Kunstharz», sagt der Künstler, «und vor allem sehr viel Arbeit». Die hat sich allerdings ausbezahlt. Mit seinen ausgefallen Werken hat es der 31-Jährige ins Finale der Swiss Design Awards geschafft.
«Kill your Darling»
Für seine Werke geht Benedict Häner auf Konfrontationskurs mit seinem eigenen beruflichen Werdegang. Der gelernte Goldschmied sucht einen neuen Ansatz für die Schätze seiner Zunft. «Ich möchte Materialien, wie Diamanten oder Gold, die wir traditionell mit Schmuck verbinden, auf neue Art präsentieren. Kill your Darling eben», sagt Häner.
Gleichzeitig erhalten Alltagsgegenstände wie saure Süssigkeiten, Zuckerwürfel oder sogar Schleifpapier eine massive Aufwertung, sie werden zu Halsketten, Ringen oder Broschen. Letztere, gefertigt aus Aluminium, Diamanten und Kunstharz, sind laut dem Zentralschweizer besonders beliebt: «Von den Broschen konnte ich schon einige verkaufen. Für die Apfelringe gibt es zwar Anfragen, aber sie sind halt schon sehr extravagant.»
Swiss Design Awards im Juni
Auch wenn die Apfel- und Pfirsichringe von Häner im Vergleich zu den bekannten Süssigkeiten keine Verkaufsschlager sind, als Ausstellungsobjekte taugen sie allemal. Häner darf seine Stücke schliesslich an den Swiss Design Awards ausstellen, die parallel zur Kunstmesse Art Basel stattfinden (13. bis 16. Juni).
Häner erhält wie seine sieben Konkurrenten in der Kategorie «Product Design» ein Budget, um seinen Stand zu designen. «Ich muss mir noch überlegen, wie ich das genau mache, die acht Meter sind eigentlich viel zu viel für Schmuck», sagt Häner.
Die grosse Bühne ist nicht neu für ihn
Immerhin bringt er bereits einiges an Wettbewerbserfahrung mit. 2012 gewann der Luzerner die Schweizer Berufsmeisterschaften «Swiss Skills» als bester Goldschmied, im Jahr darauf holte er bei den «World Skills» den hervorragenden fünften Platz.
Auch die Zürcher Kunstgalerie Friends of Carlotta rühmt das grosse Talent des Zentralschweizers: «Begeisterte Neugier, grosses handwerkliches Geschick und ein Zauberstab sind die magischen Zutaten. Nach langem Tüfteln hat Benedict Häner die Formel für die perfekte Illusion seiner süssen Leckerbissen gefunden.»
«Der Schritt ins Ungewisse hat sich gelohnt»
Ob er an den Design Awards abräumen kann? Häner räumt sich selbst gute Chancen ein. Doch auch wenn es nicht klappen sollte, ist das für ihn kein Beinbruch. Der junge Künstler ist mit dem bisherigen Verlauf seiner Karriere zufrieden: «Als unabhängiger Schmuckdesigner ist es nicht ganz einfach. Ich durfte aber bereits mehrfach im Ausland ausstellen und bald geht es nach Lissabon.»
Dafür brauchte es einiges an Mut. Vor einigen Jahren entschied sich Häner dazu, erst Industrie- und danach Schmuckdesign zu studieren. Dafür zog er nach Luzern, verliess seine frühere Heimat am Bodensee und auch seine Komfortzone. «Ich konnte damals genau Penne und Curry kochen. Hat sich bis heute ehrlich gesagt nicht geändert. Dafür alles andere, der Schritt ins Ungewisse hat sich definitiv gelohnt.»
Die Entwicklung fand vor allem beim Künstler Häner statt. Er ist in Luzern geblieben, kann sich dort voll entfalten. Und wer Apfelringe aus Diamanten machen kann, der sei in der Küche entschuldigt.