«Die Lebensfreude war weg» – Luzernerin päppelte misshandeltes Pferd auf
Quelle: Tele 1
Heute galoppiert der ungefähr 14 Jahre alte Wallach Corazon in seiner Herde fröhlich über die Wiese. Dass dieses Pferd jemals wieder gesund werden würde, hätte selbst Sibylle Zimmermann, welche ihn vor rund sechs Jahren zu sich holte, nicht gedacht.
Das Pferd kam mager, untrainiert und ohne Lebensfreude auf den Hof der Eltern von Sibylle Zimmermann. Schritt für Schritt begann sie mit dem Wiederaufbau von Corazon: «Ich bemerkte schnell, dass er auf dem Hof in Hefenhofen keine Ausbildung hatte. Dazu war er kaum motiviert und lag viel am Boden.» Das Alter des Pferdes konnte nie genau erfasst werden, denn es fehlten sämtliche Dokumente. Anhand einer Probe der Zähne sei er vom Tierarzt damals auf neun Jahre alt geschätzt worden.
Dank der Behandlung durch Sibylle Zimmermann wurde die Gesundheit des Pferdes Tag für Tag besser. Das Futter wurde mit Mineralien ergänzt, damit Corazon wieder genug Nährstoffe erhielt. Da dieses Pferd zuvor viel zu wenig gefüttert wurde, musste gleichzeitig darauf geachtet werden, dass das Tier nicht überfüttert wird. Auch mental gehe es Corazon heute wieder gut: «Er war am Anfang lieber allein. Immer mehr fand er das Interesse an unseren anderen Pferden. Heute sind sie beste Freunde.»
Das Jahr 2017
Sibylle Zimmermann erinnert sich noch genau, als sie vom Fall Hefenhofen in einer Facebook-Gruppe las. Sie wuchs seit Kindesbeinen auf einem Bauernhof mit Pferden auf. Damals war sie gerade 18 Jahre alt und wusste schnell, dass sie helfen musste: «Als ich die Bilder der abgemagerten Pferde gesehen hatte, kratzte ich mein Erspartes zusammen und fragte sofort meinen Bruder, ob wir zusammen hinfahren.»
Gesagt, getan: Vor Ort stellte sich die Situation aber komplizierter dar als gedacht. Neben Sibylle und ihrem Bruder waren rund 2000 andere Interessenten an der Pferdeauktion, auf der die geretteten Pferde versteigert wurden. Was der Pferdeliebhaberin aus Weggis aber ins Auge stach, waren die Tiere in diesem schlechten Zustand: «Fast bei jedem waren die Rippen zu sehen. Da wurde mir der Ernst der Lage nochmals bewusst und umso mehr wollte ich eines der Pferde kaufen.»
Jeder, der ein Pferd kaufen wollte, musste ein Los mit einer Nummer ziehen. Als ihr künftiges Pferd Corazon vorgeführt wurde, hob Sibylle die Hand. Gab es bei einem Pferd mehrere Interessenten, mussten diese wieder in eine Reihe stehen und erneut ziehen: «Als ich aufgerufen wurde, konnte ich mein Glück kaum fassen.» Mithilfe ihres Bruders konnte sie den Kaufvertrag unterschreiben und bezahlte für den Wallach rund 1500 Franken.
Vom Klepper zum Pferd
Heute, rund sechs Jahre später, bereut Sibylle ihren damaligen Entscheid auf keinen Fall: «Ich konnte diesem Tier wieder ein normales Leben ermöglichen. Das freut mich am meisten.» Heute lebt Corazon zusammen mit anderen Pferden bei einer Freundin und geniesst sein neues Leben.