Weil sie das System belasten: «Schulinseln» für verhaltensauffällige Kinder
Verhaltensauffällige Kinder habe es schon immer gegeben, meint der Luzerner Bildungsdirektor Armin Hartmann. «Man ist aber anders mit ihnen umgegangen. ‹Versteckte Integration› – man hat sie einfach mitgenommen. Das war, als es weniger solche Kinder gab, herausfordernd, aber es hat funktioniert.» Heute zeigt sich ein anderes Bild. Immer mehr Kinder zeigen solche Verhaltensauffälligkeiten und belasten damit das bereits angeschlagene Schulsystem.
Belastendes Verhalten immer häufiger
Die Situation an den Luzerner Schulen kennt Martina Krieg, Leiterin der Dienststelle Volksschulbildung des Kantons Luzern, bestens. «Herausforderndes Verhalten von Kindern ist etwas, das Lehrpersonen im Alltag enorm belasten kann.» In den letzten 10 Jahren habe man immer häufiger herausforderndes Verhalten feststellen können.
Einerseits seien das Kinder mit Behinderungen, aber auch solche, die aufgrund ihres familiären Umfelds nicht die Erziehung geniessen konnten, die man sich an den Schulen wünscht. Beides eine Herausforderung für Schulen, doch müsse man unterscheiden, «hat ein Kind eine Behinderung? Das geschieht mit einer Diagnose, die Fachleute anhand von Kriterien stellen, die in der Wissenschaft etabliert sind.» Krieg weiter: «Es gibt aber auch Kinder, die aufgrund ihres Umfelds und wie sie aufgewachsen sind, ein solches Verhalten entwickelt haben. Da gibt es keine Diagnose.»
Kinder, die Unterricht stören, sollen Klasse verlassen
«Die Grosszahl von verhaltensauffälligen Kindern belastet das Umfeld, belastet die Lehrpersonen und kann auch andere Schülerinnen und Schüler belasten.» Dass man etwas unternimmt, habe man schon lange versprochen. Laut Hartmann soll es im Sommer 2025 aber endlich soweit sein. Er ist überzeugt: «Kinder, die im Bereich Verhalten Unterstützung brauchen, haben es verdient, mit guten Rahmenbedingungen unterstützt zu werden.»
Helfen sollen sogenannte «Schulinseln». Kinder sollen in akuten Situationen aus Regelklassen herausgenommen werden, dass innerhalb dieser Klassen schnell wieder ein Unterricht möglich ist. Das betroffene Kind kann in einer geschützten Umgebung zur Ruhe kommen und wird dort von gut ausgebildeten Personen betreut, so dass das System insgesamt wieder funktioniert, erklärt Armin Hartmann das Vorhaben.
In einigen Luzerner Gemeinden habe man das bereits so gehandhabt. Weil das jetzt auf kantonsebene umgesetzt werden soll, werde sich der Kanton jetzt auch an der Finanzierung beteiligen, so der Bildungsdirektor.
Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.
Fachkräftemangel eine der grossen Herausforderungen
In seinem ersten Jahr als Bildungsdirektor habe Hartmann «viele Leute gesehen, die ihrer Arbeit mit viel Leidenschaft und Freude nachgehen». Oft hätten diese ihm aber auch gesagt, was ihre Herausforderungen sind. Beispielsweise der Fachkräftemangel, wo man laut Hartmann hier und dort wirklich akute Probleme hat, adäquat ausgebildete Lehrpersonen zu finden.
(red.)