Zentralschweiz
Luzern

Zahlreiche Abgänge und kein Knipser: Dem FCL steht viel Arbeit bevor

Es wartet viel Arbeit

Diese Baustellen muss der FC Luzern anpacken

Daniel Schmuki, 17. April 2024, 17:43 Uhr
Hängende Köpfe beim FCL: Trainer Mario Frick und Stürmer Adrian Grbic müssen in die Relegation Group.
© IMAGO / justpictures.ch
Der FCL hat seine beiden grossen Saisonziele verpasst. Weder den angestrebten Cupsieg noch den Vorstoss in die Top 6 der Liga haben die Luzerner erreicht. Die Gründe für das Scheitern sind vielfältig. Und die Arbeit geht den Verantwortlichen nicht aus. Eine Analyse.

Der Frust beim FC Luzern war gross nach der 2:4-Niederlage gegen YB am vergangenen Sonntag. Obschon man zur Pause mit 2:1 in Führung lag und den Meister im Griff hatte, schenkte man das Spiel mit drei Gegentreffern innert sechs Minuten (!) noch her. Dadurch wurde der Gang in die Relegation Group besiegelt und der letzte Match vor der Tabellenteilung gegen Basel am kommenden Sonntag wird zur Makulatur.

Quelle: Pilatustoday / Shana Meister

Wie konnte es so weit kommen? Und was bedeutet dies für die Zukunft des FCL? Wir zeigen auf, welche Baustellen die Verantwortlichen schnellstmöglich lösen müssen.

Effizienz

Nach 32 Super-League-Partien steht der FCL mit einem Torverhältnis von Minus-5 da. Die 45 Gegentore sind allerdings nicht der Hauptgrund für die negative Bilanz. Es ist viel mehr die mangelnde Effizienz. Lediglich 40 Treffer hat der FCL in der laufenden Meisterschaft erzielt. Auf weniger Tore kommen einzig Stade Lausanne-Ouchy und GC – die beiden Letztklassierten der Tabelle.

Auch der Blick auf die interne Torschützenliste gibt Anlass zur Sorge. Bester FCL-Goalgetter ist Lars Villiger mit 6 Super-League-Treffern. Dies, obschon das Luzerner Eigengewächs ein halbes Jahr kaum zum Einsatz kam. Das zeigt klar auf: Es fehlt ein echter Knipser in den Reihen des FCL.

So präsentiert sich die Torschützenliste des FCL.

© transfermarkt.ch

Diese Rolle wäre eigentlich für Kemal Ademi vorgesehen gewesen. Doch die Sommer-Neuverpflichtung ist bisher nicht wirklich in Luzern angekommen und wartet weiter auf seinen ersten Super-League-Treffer für Blau-Weiss. Dies hat sicherlich auch damit zu tun, dass der Stürmer aus gesundheitlichen Gründen über 20 Partien verpasste – aber nicht nur.

Standards

Quizfrage: Wie viele Treffer hat der FCL in dieser Saison nach einem Eckball oder Freistoss erzielt? Man glaubt es kaum, aber die Antwort ist tatsächlich 0. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Luzerner lediglich auf einen Schnitt von 1,25 Toren pro Spiel kommen. Wenn man dann gleichzeitig 1,4 Gegentreffer pro Partie kassiert, ist die Rechnung schnell gemacht und regelmässiges Punkten entsprechend schwierig.

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Leaderfiguren

Der FC Luzern hat eine extrem junge Mannschaft. Das Durchschnittsalter beträgt lediglich etwas mehr als 24 Jahre. Zudem setzt der FCL regelmässig auf zahlreiche Eigengewächse, die zuvor noch nie in der Super League gespielt hatten. Dies ist äusserst lobenswert und Teil der Philosophie des Vereins. Gleichzeitig birgt diese Strategie aber auch Gefahren.

«Uns fehlt es bei den Spielern an Führungspersönlichkeiten. Wir brauchen dringend 3-4 Spieler, die die jungen Spieler führen», sagte Mario Frick an der Medienkonferenz nach der Niederlage gegen YB. Damit bringt es der FCL-Trainer auf den Punkt: In wichtigen Momenten fehlt den jungen Spielern (noch) die nötige Erfahrung. Und diese können sie nur durch Spielpraxis holen und erfahrene Teamkollegen, die ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Sinnbildlich: Captain beim FCL ist mit Ardon Jashari ein 21-Jähriger. Der zweifache Nati-Spieler ist zweifelsohne ein Leader und Antreiber. Doch die nötige Erfahrung aus grossen Spielen und das Wissen, wie man Titel gewinnt, fehlen auch ihm. Aus der Mannschaft, die 2021 den Cupsieg holte, ist einzig noch Martin Frydek dabei.

Transferpolitik

Mit Kemal Ademi, Teddy Okou, Kevin Spadanuda und Dario Ulrich hat Sportchef Remo Meyer im Sommer vier Neuverpflichtungen präsentiert. Anfang Herbst kamen dann auch noch Nicolas Haas und im Winter Adrian Grbic und Jesper Löfgren dazu. Wirklich eingeschlagen hat aber keiner von ihnen. Einzig der schwedische Innenverteidiger Löfgren wurde auf Anhieb Stammspieler. Entsprechend selbstkritisch gibt sich der FCL-Sportchef: «Im Rückblick war sicher auch die Kaderzusammenstellung nicht ideal. Dafür übernehme ich die Hauptverantwortung», sagt Meyer im «Blick».

Sportchef Remo Meyer würde rückblickend gesehen wohl einiges anders machen bei seinen Transfers. (Archivbild)

© KEYSTONE/Urs Flueeler

Speziell im Hinblick auf die neue Saison dürfte die Kaderzusammenstellung entscheidend sein. Denn nicht nur Ardon Jashari, sondern auch die Leistungsträger Max Meyer, Martin Frydek und Denis Simani werden den Verein Ende Saison verlassen. Weitere Abgänge sind nicht ausgeschlossen. Bereits vergangene Saison hatten Leaderfiguren wie Marius Müller, Pascal Schürpf oder Dejan Sorgic den Verein verlassen (müssen). Routiniers, die man in der laufenden Spielzeit schmerzlich vermisste.

Damit der FCL auch künftig konkurrenzfähig ist, muss es Remo Meyer gelingen, das junge Team mit mehreren erfahrenen Spielern, die absolute Leaderfiguren sind, zu verstärken. Transfers, die die Erwartungen nicht erfüllen, liegen nicht mehr drin. Ansonsten dürfte die nächste Saison äusserst schwierig werden für die Luzerner. Stand jetzt ist Pius Dorn mit seinen 27 Jahren der erfahrenste Stammspieler im FCL-Kader der kommenden Saison.

Das Budget für Transfer dürfte jedoch sehr begrenzt sein. Denn obschon Jasharis Wechsel zu Brügge mehrere Millionen Franken in die Kassen des FCL spült, wird kaum etwas davon in neue Spieler fliessen: «In den sieben Jahren, seit ich FCL-Sportchef bin, hatten die Erlöse aus den Transfers nie Auswirkungen aufs Budget der ersten Mannschaft. Das bleibt so», so Remo Meyer gegenüber der «Luzerner Zeitung». Der Sportchef ist also mehr als gefordert.

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 17. April 2024 17:43
aktualisiert: 17. April 2024 17:43