Luzerner Band: So ist das Leben auf Konzerttour in Osteuropa Teil 1
Eine Konzerttour zu absolvieren, bedeutet zum Grossteil: Autofahren. In den kommenden neun Tagen werden wir rund 4000 Kilometer zurücklegen. Unser Bus, ein 2,9 Meter hohes Gefährt, stammt von einer Vermietung in der Nähe von Thun und wird nun zu unserem zweiten Zuhause. Wir fahren bereits am Donnerstagabend los und legen bei München einen Zwischenhalt ein. Denn eines haben wir aus früheren Touren gelernt: Kann man zermürbende lange Autofahrten vermeiden, sollte man das auch tun.
Quelle: Visions in Clouds
Das Hotel in der Nähe von München ist in Ordnung – fast Luxus, wenn man an all die ungeheizten Massenschläge und Backstage-Sofas denkt, auf denen wir auf früheren Tourneen die Nächte verbrachten. Wir nehmen nicht an, dass dies immer so sein wird. Also geniessen wir den ruhigen Start.
Schweizer Exportbier und fehlender Gehörschutz
Wir erreichen Prag am Freitagnachmittag. Wir spielen im Kulturzentrum «Klubovna». Eine faszinierende Mischung aus Bar und Klub mit weitläufigem Garten. Dort tummeln sich etliche Jugendliche. Sie sind in Feierlaune. Heute sei der letzte Schultag für die Abschlussklassen, wird uns gesagt. Wir lassen uns anstecken und stossen auf das Bevorstehende an – mit einem Bier, das wir aus Luzern mitbrachten. Schweizer Exportbier in Tschechien, sozusagen.
Die Vorfreude steigt, die Müdigkeit der langen Anreise ist verflogen. Es folgen Aufbau und Soundcheck. Wir teilen uns heute die Bühne mit zwei weiteren Bands. Die Erste spielt so laut, dass wir den Saal verlassen müssen. Gehörschutz findet sich nirgends. Nach dem deutlich angenehmeren zweiten Konzert sind wir an der Reihe. Und dann geht alles schnell, wir haben nicht einmal Zeit, nervös zu werden.
Freitag in Prag – hat hier eigentlich alles zu?
Nach dem Konzert fällt die Spannung ab. Der Tourstart ist geglückt, es ging nichts Wichtiges vergessen und das Publikum war begeistert. Wir lassen den Abend ausklingen, bis sich der Hunger meldet. Wir hatten den ganzen Tag wenig gegessen, also machen wir uns auf die Suche nach einem Mitternachtssnack.
Gar nicht so einfach, wie sich herausstellt. Offenbar gibt es in unserer Gegend keinen einzigen geöffneten Imbiss. Am nächsten befindet sich ein Tortilla-Laden, 15 Minuten zu Fuss. Also unternehmen wir einen kleinen Spaziergang durch das nächtliche Prag, der alleine fast besser ist als die Quesadillas, die wir danach vorgesetzt bekommen.
Am Morgen stärken wir uns mit einem ausgiebigen Kontinentalfrühstück für die Fahrt nach Přerov, den Ort unseres nächsten Konzerts. Wir laden die Koffer in den Bus und verlassen Prag bei strömendem Regen.
(Visions in Clouds)