Zentralschweiz

Muotathaler Wetterschmöcker Herbstversammlung steht bevor

Wetterprophezeiung

«Ein toller Anlass» – die Versammlung der Muotathaler Wetterschmöcker

Jeanne Kaufmann, 22. Oktober 2024, 16:20 Uhr
Muotathaler Wetterschmöcker noch in alter Besetzung von links: Martin Horat (verstorben, Nachfolger ausstehend), Peter Suter (verstorben, Nachfolger seit 2022: Karl Laimbacher), Martin Holdener, Karl Hediger, Roman Ulrich und Alois Holdener.
© Keystone, Urs Flüeler
Zweimal jährlich verlesen die sechs Wetterschmöcker ihre Wetterprophezeiung für das kommende Halbjahr. Nächste Woche ist es wieder soweit. Der amtierende Wetterkönig erzählt PilatusToday von seinen Methoden, ein Meteorologe gibt eine persönliche und fachliche Einschätzung ab.

Genau heute in einer Woche, am Freitag, 25. Oktober 2024, findet die Herbstversammlung der beliebten «Muotathaler Wetterschmöcker» statt. Im Frühling prophezeite Roman «Jöri» Ulrich am genauesten und erlangte so den Titel als «Wetterkönig».

Quelle: PilatusToday

Gelassenheit in Person

Acht Jahre lang hat es gedauert, bis er den ersehnten Titel endlich einheimsen konnte. Sonderlich genervt hatte ihn das nie, erzählt er im Gespräch mit PilatusToday: «Bisher sind mir die Prophezeiungen nicht so gelungen.» Die Gelassenheit ist in Ulrichs Aussagen deutlich zu hören: «Chas halt öppedie gä.» Der «Wetterkönig» ist auch im Hinblick auf die Versammlung nächste Woche unbekümmert: «Wahnsinnig nervös war ich deswegen noch nie wirklich».

Schaut gelassen auf die kommende Versammlung: «Wetterschmöcker» Roman «Jöri» Ulrich. 

© Metereologischer Verein Innerschwyz

Die Auswertung erfolge jedoch schon diesen Freitag hinter verschlossenen Türen. Eine Jury von vier Personen wertet jede Prognose aus. «Die Jurymitglieder müssen das Wetter täglich ganz genau aufschreiben», so Ulrich. Bei der Auswertung wird dann ganz genau hingeschaut und je nach Genauigkeit der Vorhersage Punkte verteilt.

Sein Spezialgebiet: die Bauernregeln

Seine Prognose für den kommenden Winter darf er noch nicht öffentlich machen. Die Propheten wüssten auch untereinander keine Details zu ihren Vorhersagen. Einen kleinen Hinweis gibt Ulrich trotzdem: «Schaut man sich die Brennnesseln an, wird es dieses Jahr wohl nicht so viel Schnee geben.» Zu diesem Schluss kommt «Jöri» mithilfe seines Spezialgebietes – den Bauernregeln: Man schaue an bestimmten Tagen, wie das Wetter ist und mache dann Vorhersagen für die kommenden Monate.

Ein weiteres Indiz für einen schneearmen Winter sei laut Volksmund Schneefall im Herbst: «Wenn es früh schneit, ist der Winter schon ‹verchalberet›», sagt Ulrich. Dieses Jahr hat es Mitte September schon geschneit, also sei davon auszugehen, dass uns kein weisser Winter bevorstehe.

Früher, als es noch keinen Wetterbericht gab, hätten Leute häufig auf solche Bauernregeln zurückgegriffen. Dies war wichtig, um beispielweise die Ernte vorherzusagen. Deswegen mussten die Bauern das Wetter selber beobachten, oder man hat bei den Nachbarn abgeschaut, wie sie es machen.

«Es ist nicht alles nur Gugus»

Roger Perret, Meteorologe bei MeteoNews erklärt im Gespräch mit PilatusToday, dass an gewissen Bauerregeln tatsächlich etwas dran sei. «Es ist nicht alles nur Gugus», sagt er. Es gebe gewisse Wetterlagen, die zu bestimmten Zeitabschnitten im Jahr mit hoher Wahrscheinlichkeit auftreten.

Ein weiterer Stichtag, an dem sich Urlich orientiert, ist der «Andreastag» am 30. November. Das Wetter anhand bestimmter Tage vorherzusagen funktioniere laut Perret jedoch nicht wirklich. Wenn man allerdings die Witterungen über eine längere Zeit betrachtet, zum Beispiel über ein bis zwei Wochen, werden die Prognosen deutlich besser. Als Beispiel nennt er das «Weihnachtstauwetter»: Wenn es vor Weihnachten schneit, ist es unwahrscheinlicher, dass es weisse Weihnachten geben wird.

Deshalb, weil sich gewisse Wetterlagen jährlich zu gewissen Zeiten einstellten. «Mit dem Klimawandel hat die Stabilität der Wetterlagen sogar noch zugenommen», so Perret. Nichtsdestotrotz: Das Wetter über einen längeren Zeitraum vorherzusagen sei unmöglich, dafür sei das Wettersystem zu komplex.

Der Meteorologe finde die Arbeit der Wetterschmöcker trotzdem gut: «Ich finde es faszinierend, wie sie ihre Prognosen machen und vortragen. Es ist sehr unterhaltsam.» Selber sei er noch nie an einer Versammlung gewesen, er habe aber gehört, dass es ein toller Anlass sei.

Überraschung an der nächsten Versammlung

Ulrich könne nicht einschätzen, wie seine Prognose des vergangenen Halbjahres abschneiden wird: «Man denkt, man liegt gut drin, und trotzdem verliert man dann Punkte. Jetzt gerade hätte ich wieder recht: Ich habe in der dritten Oktoberwoche wechselhaftes und mildes Wetter prophezeit und jetzt haben wir genau das».

Die Propheten sind aktuell zu fünft, da bisher noch kein Nachfolger für den im Januar verstorbenen «Wettermissionar» Martin Horat gefunden wurde. An der nächsten Versammlung wird nun seine Nachfolge verkündet.

Der amtierende König ist neugierig auf die Reaktionen: «Ich bin gespannt, was die Leute zum neuen Wetterpropheten sagen.»

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Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 22. Oktober 2024 16:20
aktualisiert: 22. Oktober 2024 16:20